Fußball-Regionalliga Peter Neururer: „Sonst hören wir beim WSV auf“
Wuppertal · Interview mit dem ehemaligen Bundesliga-Trainer Peter Neururer, Repräsentant des WSV-Trikotssponsors, zur Lage beim Fußball-Regionalligisten.
Rundschau: Herr Neururer, Sie sind Repräsentant der Stölting GmbH, die seit September 2020 Trikotsponsor des WSV ist. Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Neururer: „Ich bin ja ehrlich, und deshalb muss ich sagen: Sie fällt schlecht aus. Vielleicht habe ich da einen Fehler gemacht.“
Rundschau: Inwiefern?
Neururer: „Ich habe einen Sportverein gesucht, bei dem eine Zusammenarbeit gut ist für uns und den Club. Da bin ich auf den Wuppertaler SV gekommen, auch weil ich hier einige Leute kannte und kenne. Und weil ich als Spieler des VfB Remscheid oft die Majorität des WSV im Bergischen Land anerkennen musste. Ich war der Meinung, dass eine Kooperation in Verbindung mit den Sponsoren für Wuppertal und den WSV eine gute Sache wäre.“
Rundschau: Ist sie das nicht?
Neururer: „Wir sind in Vorleistung getreten. Als Gegenleistung wurden uns von den Protagonisten damals viele Möglichkeiten aufgezeigt, weil der WSV ja viele gute Verbindungen habe. Hätte sich dadurch für uns eine gewisse Summe ergeben, hätte der WSV durchaus interessant daran finanziell partizipiert. Wuppertal hat ja viele namhafte Unternehmen. Geschehen ist aber sehr wenig, da kam leider gar nichts.“
Rundschau: Woran liegt das?
Neururer: „Meiner Meinung nach ist der Verein nicht sehr gut aufgestellt. Im Bereich Marketing wird sehr viel liegengelassen, weil Personal fehlt. Notwendig wären drei Vorstände, die allein für das operative Geschäft verantwortlich sind, besetzt mit Fachleuten oder Menschen aus der Wirtschaft. Ein Verwaltungsrat oder Aufsichtsrat hat die Aufgabe, den Vorstand zu kontrollieren bzw. zu unterstützen. So kenne ich es aus anderen Vereinen. Es wäre wichtig, die Kräfte zu bündeln.“
Rundschau: Verfolgen Sie die sportliche Entwicklung des WSV?
Neururer: „Ja, sicher! Durch die Verpflichtungen im Winter hat sich die Mannschaft stabilisiert, zusammen mit den neuen Spielern klappt es gut. Es sah ja zwischenzeitlich nicht gut aus. Der WSV hätte jetzt die große Möglichkeit, die neue Saison frühzeitig zu planen. Aber dafür müssen erst die Voraussetzungen geschaffen werden.“
Rundschau: Stünden Sie selber etwa für ein Vorstandsamt zur Verfügung?
Neururer: „Grundsätzlich müssen erst einmal ein Gesamtkonzept und ein realistisches Ziel her. So etwas wie in Wattenscheid, wo sich nach einer Woche herausstellte, dass die Versprechungen nicht eingehalten werden, tue ich mir nicht mehr an. Ich will für keine Insolvenz verantwortlich sein. Der WSV hat Potenzial, aber er schöpft es nicht annähernd aus – weil die Strukturen nicht stimmen. Viele glauben, Friedhelm Runge wird es schon richten. Aber auch er macht sein Engagement abhängig von der Professionalisierung des Clubs. Das ist unser gemeinsames Denken und Vorhaben. Ohne eine Zusammenarbeit in Wuppertal sind aber nicht höhere Ziele zu erreichen.“
Rundschau: Die Bergische Industrie- und Handelskammer (IHK) sehnt nach eigenen Angaben auch den Profifußball herbei.
Neururer: „Wenn alle mitmachen, darf eine 3. Liga nur Durchgangsstation sein. Aber wie gesagt: Erst einmal müssen die Grundlagen geschaffen werden. Und dazu gehört Zusammenarbeit.“
Rundschau: Wird die Stölting GmbH den Vertrag als Trikotsponsor kündigen?
Neururer: „Wir würden sehr gerne weitermachen. Aber es muss uns, wie jedem Sponsor, auch etwas bringen. So läuft unsere Zusammenarbeit mit Schalke 04, Borussia Dortmund, dem VfL Bochum, dem VfL Wolfsburg, Volkswagen und bald auch dem SC Freiburg. Sonst hören wir beim WSV definitiv auf. Und das wäre traurig.“