Handball-Bundesliga BHC vor einer ungewöhnlichen Nord-Tour
Wuppertal · Die gute Nachricht vorweg: Alle Handballer des Bundesligisten Bergischen HC, die für einen Einsatz am Donnerstag (15. April 2021) um 19 Uhr beim THW Kiel in Frage kommen, wurden negativ getestet.
Die Löwen kehren also nach zweiwöchiger Quarantäne in den Spielbetrieb zurück. Bei der Tour in den hohen Norden, die Begegnungen in Kiel und Flensburg (Sonntag, 16 Uhr) beinhaltet, fehlen allerdings diverse Spieler, so dass Trainer Sebastian Hinze ein wenig improvisieren muss.
„An unserer grundsätzlichen Idee ändert sich nichts“, erläutert der Coach. „Wir wollen unsere Leistung bringen. Wenn es dann sehr gut läuft, möchten wir natürlich auch um Punkte kämpfen.“ Dass dies gegen den THW Kiel generell eine enorme Herausforderung darstellt, weiß jedes Team der Liga. Die Kieler sind amtierender Deutscher Meister, haben in dieser Saison erst zwei Spiele verloren und im laufenden Titelkampf nur noch mit der SG Flensburg-Handewitt einen gleichwertigen Gegner. Alle anderen Mannschaften haben mindestens sieben Minuspunkte mehr auf dem Konto. Dazu kommt, dass der BHC traditionell gegen Kiel verliert. 14 Mal traten die Löwen gegen den THW an und warten weiterhin auf ihren ersten Punkt - gegen keinen anderen Kontrahenten im Oberhaus ist die Bilanz derart mager.
Außenseiter sind die Bergischen also ohnehin, die personelle Situation verstärkt diesen Umstand noch ein wenig mehr. Mindestens vier Spieler fallen aufgrund des Corona-Ausbruchs, der die Löwen für zwei Wochen aus dem Rhythmus brachte, aus. Dazu fehlen Yannick Fraatz und Maciej Majdzinski mit Kreuzbandrissen. Mit dabei ist Kristian Nippes, der bereits beim 25:20-Auswärtssieg gegen den HC Erlangen ein starkes Comeback feierte, sowie drei Spieler des erweiterten Kaders. Kreisläufer Jonas Leppich und Linksaußen Tobias Schmitz stoßen aus der zweiten Mannschaft zum Team, Julian Thomas rückt aus der A-Jugend auf.
„Es ist natürlich eine herausfordernde Situation“, sagt Hinze, der sich aber gleichzeitig auf die Rückkehr in den Spielbetrieb freut. „Die Lage ist auch eine Chance für unsere einsatzbereiten Spieler. Jeder Einzelne aus unserem Kernkader wird eine Rolle haben.“ Seit Montag befinden sich die Löwen wieder im Hallentraining, nachdem in den beiden Wochen zuvor nur Athletik in den eigenen vier Wänden möglich gewesen war. "Die Jungs haben da schon einen Trainingsplan umgesetzt, der sie auch konditionell gefordert hat, aber mit einem Handballspiel war das nicht vergleichbar", erklärt der Trainer. „Deshalb sind wir in der Halle entsprechend behutsam eingestiegen, haben die Anzahl der Würfe, Pässe und Zweikämpfe reduziert."“
Nach nur ein paar Einheiten hofft der Coach, gut vorbereitet in das Duell beim THW Kiel zu gehen. „Dass Kiel in allen Aspekten des Spiels überragend agiert, ist klar. Trotzdem rechnen wir uns in einigen Bereichen bessere Chancen aus als in anderen“, sagt Hinze. „Für uns ist es wichtig, in die stehende Abwehr zu kommen, Kiel also in den Positionsangriff zu zwingen. Wenn uns das gelingt, habe ich ein gutes Gefühl, dass wir das defensiv gut hinbekommen können.“ Es werde zwar nicht möglich sein, die Kieler komplett zu stoppen, „aber gewisse Dinge können wir ihnen wegnehmen. Das müssen wir dann diszipliniert durchhalten, selbst wenn sie zwischendurch auf anderen Wegen treffen.“
Gleichzeitig gilt es, im eigenen gebundenen Angriff eine große Verantwortung für den Ball zu zeigen, wenige technische Fehler zu begehen und stets in gute Abschlüsse zu kommen. „Wenn wir den Kielern leicht den Ball überlassen, überrollen sie uns. Dann haben wir keine Chance. Gegen jeden Gegner würde es schwer, aber gegen den THW wäre es dann wohl unmöglich“, ist der Coach überzeugt.
Nach dem Duell am Donnerstag reisen die Löwen im Übrigen nicht zurück ins Bergische, sondern bleiben zunächst zwei Tage in Kiel und werden sich mit freundlicher Unterstützung des THW im dortigen Trainingszentrum auf das Sonntagspiel bei der SG Flensburg-Handewitt vorbereiten. Am Samstag geht die Nordtour Richtung Flensburg weiter. Erst im Anschluss an die dortige Begegnung begibt sich der Tross auf die Rückreise.