Handball-Bundesliga: 28:27 (12:9) gegen Hannover BHC belohnt sich nach Krimi
Wuppertal / Solingen · In der Handball-Bundesliga hat der Bergische HC am Sonntagnachmittag (23. Februar 2020) das Heimspiel gegen den Tabellenvierten TSV Hannover-Burgdorf mit 28:27 (12:9). Die Klingenhalle war mit 2.506 Fans ausverkauft.
Die Partie begann mit einer Schweigeminute in Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags in Hanau. Bis auf die Langzeitverletzten Maciej Majdzinski, Daniel Fontaine und Leos Petrovsky stand Trainer Sebastian Hinze der komplette Kader, der zuletzt 2:16 Punkte eingefahren hatte, zur Verfügung. Und der legte hoch konzentriert los. Linus Arnesson besorgte nach sieben Minuten mit einem Wurf ins lange Eck das 4:0. Hannover nahm früh die erste Auszeit. Doch Fabian Gutbrod erhöhte auf 5:0 (8.). Erst in der neunten Minute gelang Nationalspieler Timo Kastening der erste Treffer für die Niedersachsen (5:1).
Jeffrey Boomhouwer stellte zwar auf 6:1 (11.), aber dann nahm der Favorit zumindest etwas Fahrt auf. Mit drei Toren in Folge verkürzte der TSV auf 4:6 (14.). Boomhouwer stoppte jedoch den Lauf der Niedersachsen mit einem weiteren Torerfolg (7:4, 16.), Gutbrod legte zum 8:4 nach (17.). Der starke Torwart Tomas Mrkva hielt mehrere TSV-Würfe. In der Folgezeit behauptete der BHC den Vorsprung vor allem dank der Treffsicherheit von Gutbrod, der auch für das 10:6 verantwortlich zeichnete (22.). Nach einer weiteren Mrkva-Parade besorgte Boomhouwer wieder eine Fünf-Tore-Führung (11:6, 24.). Die hielt bis zum 12:7, das erneut der Niederländer erzielte (25.). Arnor Gunarsson verwarf anschließend einen Siebenmeter. Und so kamen die Hannoveraner bis zur Pausensirene wieder auf 9:12 heran.
Erneut kam der BHC gut in die Partie und baute durch Kapitän Kristian Nippes auf 14:9 aus (32.). Hannover, das bislang eine glänzende Saison spielt, ließ aber nicht locker. Mait Patrail brachte sein Team auf 13:16 heran (38.). Tomas Babak beruhigte mit dem 19:15 die Nerven der Fans (41.). Und Nippes mit dem 20:15 umso mehr (42.). Diesmal schienen sich die Bergischen nicht die Punkte nach klarer Führung nehmen lassen zu wollen.
Doch Hannover schlug zurück und zeigte nun Qualitäten. Kastening markierte das 17:20 - und das 18:20 (44./45.). Als auch noch das 19:20 durch Deutschlands Handballer des Jahres fiel (46.), nahm BHC-Coach Hinze eine Auszeit. Lukas Stutzke beendete Kastenings Serie - 21:19 (48.). Nun flatterten allerdings die Nerven. Ilija Brozovic egalisierte zum 21:21 (50.). Acht Minuten vor dem Ende die erste Führung der Gäste durch Cristian Ugalde - 22:21 für Hannover. Der TSV erhöhte auf 25:23 (55.)., Hinze nahm die letzte Auszeit.
Es wurde zum Krimi. Nippes hielt den BHC mit dem 25:26 in der Partie, ebenso Gutbrod durch das 26:27 (58.). Die Halle tobte, als Boomhouwer zum 27:27 ausglich (59.). 90 Sekunden vor dem Abpfiff nahm Hannover noch eine Auszeit. Ausgerechnet der Ex-BHCer Fabian Böhm scheiterte - und Fabian Gutbrod beendete die letzte Aktion erfolgreich. TSV-Keeper Ebner flutschte der Ball durch die Beine ...
Antonio Carlos Ortega (Trainer TSV Hannover-Burgdorf): „Die erste Halbzeit war eine Katastrophe, wir können nicht mit 1:6 starten. In der zweiten Halbzeit standen wir in der Abwehr deutlich besser, da hat der BHC im Angriff Probleme bekommen. Dass wir in den letzten drei Minuten einen 0:3-Lauf hingelegt haben, das war ein hartes Ende.“
Sebastian Hinze (Trainer Bergischer HC): „Ich bin sehr zufrieden. Wir mussten ein Ergebnis liefern, um den Druck jetzt endlich mal ein Stück weit zu nehmen. In der zweiten Halbzeit waren wir lange sehr geduldig. Das sah nicht schön aus, war aber solide. Leider gab es dann drei Gegentore ins leere Tor und schon war der Stress wieder da. Es gab einfache Fehler und schlechte Anspiele an den Kreis, die von Ugalde abgefangen wurden. Über 45 Minuten haben wir aber eine gute Leistung gezeigt. Am Ende ist der Sieg vielleicht ein wenig glücklich, doch in der Hinsicht waren wir nun einfach mal dran. Und ja, ich werde auch weiterhin den Torwart in Unterzahl rausnehmen. Die Ballverluste hätten auch so zu einem Konter geführt.“
Sven-Sören Christophersen (Sportlicher Leiter TSV Hannover-Burgdorf): „Das war ein kampfbetontes Spiel. Unsere Lethargie zu Beginn kann ich nicht verstehen. So etwas ist uns in dieser Saison bisher noch nicht passiert. Trotz aller Belastungen in den vergangenen Wochen wünsche ich mir da schon ein anderes Auftreten der Mannschaft. Wir sind ja aus dem Nichts von16:20 auf 19:20 herangekommen. Dann liegen wir sogar zwei vor, da tut das Ende heute natürlich schon weh.“
Jörg Föste (Geschäftsführer Bergischer HC): „Das Team hat einen aufopferungsvolle Deckungsarbeit geleistet. Wenn man die sechs Würfe ins leere Tor abzieht, dann haben wir gegen den Tabellen-Dritten nur 21 Gegentreffer hinnehmen müssen. Die erste Hälfte war vielleicht die beste der bisherigen Saison. Chapeau, mit welcher Moral die Jungs die Rückschläge der vergangenen Wochen weggesteckt haben. Die Stimmung in der Halle hat ihr dabei heute natürlich enorm geholfen.“
Die nächste Aufgabe wartet auf den BHC bereits am Donnerstag (27. Februar) bei MT Melsungen. Anwurf in der Rothenbach-Halle ist um 19 Uhr. Das nächste Heimspiel steigt am 3. März im Düsseldorfer ISS Dome gegen die Füchse Berlin (19 Uhr).