Handball-Bundesliga: Donnerstag in Hannover BHC sucht seine Offensivstärke
Wuppertal / Solingen · Wirklich voll wird es am Donnerstagabend (22. Oktober 2020) in der Hannoveraner ZAG-Arena nicht. Doch nach drei Geisterspielen in Folge läuft der Handball-Bundesligist Bergischer HC voraussichtlich vor etwa 1.300 Zuschauerinnen und Zuschauern auf. Fans aus dem Bergischen Land sind allerdings nicht zugelassen.
Nach aktuellem Stand darf die TSV in ihrer 10.000 Plätze fassenden eigenen Arena Publikum begrüßen. Allerdings stieg auch in der Region Hannover der Inzidenzwert und bewegt sich derzeit in der Nähe der für bundesweite Teamsportveranstaltungen kritischen 35er-Marke. Die Maßnahmen wurden insgesamt verschärft, das Spiel ist - zumindest bislang - nicht davon betroffen. Der BHC ist inzwischen daran gewohnt, auch ohne Fans in Wettkampfstimmung zu kommen, die Recken hingegen haben ihre vier bisherigen Saisonpartien (je zwei Siege und Niederlagen) alle mit Unterstützung in der Halle bestritten.
Dass Fans generell einen Unterschied ausmachen, weiß natürlich auch Sebastian Hinze. Unvergesslich bleibt der 28:27-Erfolg des BHC über Hannover im Februar. Nicht nur war der Sieg ein wichtiger Befreiungsschlag gegen sehr starke Recken, es war zugleich die bislang letzte Begegnung, die die Löwen in einer bis auf den letzten Platz gefüllten Klingenhalle absolviert haben.
Der BHC-Coach kann sich sogar vorstellen, dass Hannover besonders profitiert: „Sie haben eine Abwehr, die sehr von der Bereitschaft mit viel Bein- und Armarbeit lebt. Ich denke, das ist im geringen Maße zu Hause noch etwas besser abzurufen als auswärts.“ In der vorigen Saison unterlagen die Löwen auswärts jedenfalls klar mit 24:30: „Da haben wir offensiv nicht gut gespielt und es dadurch auch nicht geschafft, eine gute Abwehr zu stellen.“
Im Angriff hatten die Bergischen in den ersten drei Partien dieser Saison einen guten Eindruck hinterlassen. Zuletzt gegen die HSG Wetzlar leistete sich das Team allerdings viele Fehler im Tempospiel. „Wir haben in der Deckung immer sehr lange gestanden, um den Ball zu gewinnen. Da ist es dann besonders ärgerlich, wenn man die gewonnenen Bälle so leicht wieder hergibt“, erläutert Hinze. „Dass wir dann im Angriff auch den Mut verloren haben, ist eine Folge davon. Das Gute ist: Unsere Abwehrstabilität ist nicht weggebrochen.“ Es sei es klar erkennbar gewesen, dass seiner Mannschaft vieles nicht leicht von der Hand ging. „Und trotzdem hatten wir noch eine kleine Chance, in dem Spiel etwas mitzunehmen.“
In Hannover hofft der Trainer insbesondere offensiv auf eine Steigerung. „Wir müssen gegen eine sehr unangenehme Abwehr, die uns immer wieder vor neue Aufgaben stellen wird, bestehen“, sagt Hinze. So agiere die 6:0-Abwehr sehr aggressiv nach der gegnerischen Auftakthandlung. „Die Räume werden für uns dadurch größer - das müssen wir nutzen.“ Gefragt sein wird dabei auch Spielmacher Tomas Babak, der auf schwedische Unterstützung verzichten muss. Linus Arnesson fällt mit einer Muskelverletzung definitiv noch aus. Hinze hofft auf eine Rückkehr des Spielmachers am 31. Oktober gegen Flensburg. „Da gibt es eine kleine Chance.“
In der Abwehr wollen die Löwen ihre fünfte starke Leistung im fünften Spiel zeigen. Die Recken haben den in der vorigen Saison überragenden Morten Olsen, der zurück nach Dänemark ging, zwar verloren, doch Alfred Jönsson (15 Tore, 13 Vorlagen) hinterlässt als Spielmacher bislang ebenfalls einen starken Eindruck. Johan Hansen, Nachfolger von Timo Kastening auf der Rechtsaußen-Position, führt die interne Torschützenliste mit 24 Treffern an. „Dazu hat Hannover mit Fabian Böhm und Ivan Martinovic zwei sehr gute Rückraumschützen und in Urban Lesjak einen Torhüter in Topform.“ Der Slowene pariert in dieser Saison bisher 40,52 Prozent der Bälle auf sein Tor - Bundesliga-Spitze.
Bis auf Arnesson und den langzeitverletzten Alexander Weck steht Hinze voraussichtlich der komplette Kader zur Verfügung. Torhüter Tomas Mrkva hat seine Gehirnerschütterung überstanden und in den vergangenen Tagen wieder voll trainiert.