Handball-Bundesliga: 31:27 (14:16) in Magdeburg Bärenstarker BHC holt die ersten Punkte

Wuppertal / Solingen · Der Handball-Bundesligist Bergischer HC ist mit einem Auswärtssieg in die neue Saison gestartet. Das Team von Trainer Sebastian Hinze gewann am Donnerstagabend (1. Oktober 2020) beim SC Magdeburg mit 31:27 (14:16).

BHC-Kapitän Fabian Gutbrod.

Foto: Dirk Freund

In der mit 1.700 Fans zu knapp einem Drittel gefüllten GETEC-Arena verzichtete der Chefcoach auf Daniel Fontaine (nach langer Verletzungspause), Ragnar Johannsson sowie Youngster Alexander Weck (Verdacht auf Knieverletzung). Wie erst nach der Partie bekannt wurde, hatte sich der 20-Jährige im Training einen Kreuzbandanriss zugezogen, wird nun konservativ behandelt und eine Weile ausfallen. Auch ohne dieses Trio fand die Mannschaft gut in die Partie, führte nach einem Treffer des neuen Kapitäns Fabian Gutbrod in der sechsten Minute mit 4:3. Die Führung wechselte immer wieder, in der zwölften Minute traf Csaba Szücs zum 7:6 für die Bergischen.

Nach einer Viertelstunde erarbeiteten sich die Ostdeutschen erstmals einen Zwei-Tore-Vorsprung (9:7). Nach einer Zeitstrafe gegen David Schmidt erhöhte Magdeburg auf 12:9 (23.). Dank einiger Paraden von Tomas Mrkva hätte der BHC in dieser Phase durchaus verkürzen können. Doch das verhinderte Jannick Green im Tor der Gastgeber. Nach einer weiteren Hinausstellung gegen den BHC zog der SCM durch Christian O'Sullivan auf 14:10 davon (27.). Als es auch noch Szücs für zwei Minuten traf, prangte auf der Anzeigetafel ein 15:10 (28.). Doch Lukas Stutzke und Tomas Babak sorgten mit ihren Treffern dafür, dass es zur Pause wesentlich angenehmer aussah.

Noch besser wurde es nach dem Wechsel, als Max Darj in Überzahl den BHC auf 15:16 heranbrachte (31.). Arnor Thor Gunnarsson gelang per Siebenmeter der Ausgleich zum 16:16 (33.). Wie gewonnen, so zerronnen: Fehlwürfe von Szücs und Schmidt ließen den SCM wieder auf 18:16 davonziehen (35.). Das Hinze-Team, bei dem viel über die Mitte ging, blieb aber dran: Sebastian Damm gelang das 18:19 (37.). Magdeburg brillierte keinesfalls, Schmidt machte das 19:20 (40.). Und Stutzke netzte zum neuerlichen Remis (20:20) ein (41.).

Es kam noch besser: Darj brachte den BHC trotz angezeigtem Zeitspiel mit 21:20 nach vorn (42.), Magdeburg nahm eine Auszeit. Gutbrod legte zum 22:20 nach (44.), Darj markierte das 23:21 (48.). Als Babak das Tor verfehlte, egalisierten die Sachsen-Anhaltiner durch Omar Ingi Magnusson (23:23, 49.). Babak feierte zwei Minuten später aber den Treffer zum 24:23. Mrkva legte eine weitere Parade aufs Parkett, Hinze nahm eine Auszeit. Mit Erfolg: Gutbrods Wurf bedeutete das 25:23 (52.). Die Chancen des BHC stiegen immer mehr, als der Kapitän auch zum 26:23 (54.) einhämmerte.

Es wurde mächtig spannend: Darj und Gutbrod visierten nur den Pfosten an, doch Gunnarsson blieb beim Siebenmeter cool - 27:25 (56.). Schmidt beruhigte die Nerven mit dem 28:26 (57.). Knapp zwei Minuten vor dem Ende nahm Magdeburg die letzte Auszeit. Gisli Thorgeir Kristjansson war nach 58:10 Minuten zum 27:28 erfolgreich, David Schmidt nach 58:40 Minuten zum 29:27 für den BHC. Mrkva parierte, Babak gelang das 30:27. Mit der Sirene setzte Gutbrod das dicke Schlusszeichen.

Sebastian Hinze (BHC-Trainer): „Wir haben als BHC noch nie eine Spitzenmannschaft auswärts geschlagen, das ist uns heute gelungen. Der zweite Punkt ist, dass wir mit dieser Mannschaft, die seit zwei Jahren in der Entwicklung ist, generell noch keine Spitzenmannschaft geschlagen haben. Daher bin ich sehr, sehr stolz. Vor der Halbzeit haben wir ehrlicherweise etwas Glück, als wir aus dem 11:16 ein 14:16 gemacht haben. Wir haben da eine Sechs-Meter-Parade, machen bei passivem Spiel ein Tor, und Tomas Babak fängt einen Ball ab. Das kann in dieser Phase ganz anders ausgehen, dann sitzen wir mit minus sechs oder sieben in der Kabine. Dass wir aber dann mit nur zwei Toren Rückstand in die Halbzeit gehen und unsere Spielidee funktionierte, war ganz entscheidend. Wenn wir unsere angezogene Handbremse lösen würden, wussten wir, haben wir die Chance, eine herausragende Rolle zu spielen. Zum Schluss haben wir uns ein paar Spezialbewegungen für Stress-Situationen aufgehoben. Wir wussten, dass wir mit David Schmidt und Fabian Gutbrod diese Schussgewalt haben und haben uns die bis zu der Phase, in der wir sichere Abschlüsse brauchten, aufgehoben. Das haben die Jungs überragend gemacht. Entscheidend war auch, dass unsere Abwehr viel besser funktioniert hat. Ein großes Lob an dieser Stelle an Lukas Stutzke.“

Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer): „Diesen Tag kann man tatsächlich historisch nennen. Wir haben 60 Minuten an den Sieg geglaubt und uns durch nichts aus dem Konzept bringen lassen - auch nicht von technischen Fehlern in Unterzahl. Wir sind mehrfach im Spiel gehalten worden von Tomas Mrkva, der eine herausragende Leistung gezeigt hat. Die Mannschaft ist nach dem 11:16-Rückstand wieder aufgestanden. Als wir mit 14:16 in der Kabine waren, haben wir uns in der Kabine schon gesagt: 'Wer jetzt nicht daran glaubt, dass wir hier was holen können, ist fehl am Platz.' Wir haben die ganze zweite Halbzeit fest daran geglaubt, hier einen großartigen Saisonstart hinzulegen."

Bennet Wiegert (SCM-Trainer): „In der ersten Halbzeit haben wir große Fehler gemacht. Wir sind klar die bessere Mannschaft, und anstatt wir mit fünf oder sechs Toren in die Pause gehen, lassen wir den Bergischen HC am Leben. In der zweiten Hälfte ist der BHC dann besser, und wir haben es nicht mehr geschafft, in die Abwehr zu kommen. Die Niederlage geht auf Grund der zweiten Halbzeit in Ordnung. Wir waren fünf Monate nicht im Wettkampf, und jeder meiner Jungs dachte im Kopf, dass wir dieses Spiel dominieren werden. Das ist allerdings nicht passiert, und dann werden wir hektisch. Wir nehmen das mit, müssen einen harten Aufprall verspüren, und der schmerzt. Aber es geht weiter, so ist der Handball. Dies soll uns aber stärker machen und nicht schwächer.“

Weiter geht es für den BHC am kommenden Mittwoch (7. Oktober) in der Klingenhalle gegen den HC Erlangen. Anwurf ist um 19 Uhr.