Handball-Bundesliga: 20:22 (13:13) gegen Wetzlar BHC gibt die ersten Punkte ab

Wuppertal / Solingen · Die Erfolgsserie des Handball-Bundesligisten Bergischer HC ist gerissen. Das Team von Trainer Sebastian Hinze verlor am Donnerstagabend (15. Oktober 2020) der HSG Wetzlar mit 20:22 (13:13).

Sprungwurf von Kapitän Fabian Gutbrod vor leeren Rängen.

Foto: Dirk Freund

In der erneut leeren Solinger Klingenhalle musste der BHC weiter auf Spielmacher Linus Arnesson verzichten. Torwart Tomas Mrkva, der sich beim Sieg in Nordhorn eine Gehirnerschütterung zugezogen hatte, stand zwar im Kader, saß aber auf der Bank. Nachwuchstalent Tom Bergner wurde als überzähliger Akteur aus dem 16er-Aufgebot gestrichen.

Die Partie begann mit einem Torfeuerwerk. Nach sechs Minuten stand es schon 4:4. Es blieb eng. Auch nach einer Viertelstunde dasselbe Bild: Die Gäste legten jeweils vor, Tom-Kare Nikolaisen glich zum 8:8 aus (15.). Dann jedoch die erste Zwei-Tore-Führung der Wetzlarer, die mit einem 31:22-Sieg gegen den THW Kiel für Furore gesorgt hatten (8:10, 17.). Beim Stand von 9:11 vergab der BHC mehrere Chancen, wieder heranzukommen. Jeffrey Boomhouwer hatte nun genug und erzielte das 10:11 (24.). Der Niederländer war es auch, der eine Minute vor der Pausensirene per Siebenmeter zum 13:13 egalisierte (29.). BHC-Keeper Christopher Rudeck verhinderte mit einer Parade, dass ein Team mit einem Rückstand in die Kabine ging. Der letzte Wurf der Wetzlarer landete zwar im Kasten, aber da war die Spielzeit schon abgelaufen.

Im ersten Angriff nach dem Wechsel verpasste Arnor Gunnarsson die erste Führung des BHC im gesamten Spiel, stattdessen legte die HSG wieder vor – und zwar auf 16:13 (33.) und 17:15 (36.). Hinze reagierte und nahm eine Auszeit. Max Darj hielt seine Mannschaft mit dem 16:17 (39.) in der Partie – auch weil Wetzlar seine Chancen nicht konsequent nutzte. Erneut patzte Gunnarsson beim möglichen Ausgleich, es folgten zwangsläufig das 16:18 (42.) durch Magnus Fredriksen und das 16:19 durch Kristian Björnsen (44.). Der BHC leistete sich diesmal viele Ungenauigkeiten. Das Resultat waren nur drei Treffer in den ersten 15 Minuten der zweiten Halbzeit.

Wetzlar machte lange den Sack nicht zu, doch die Offensive der Bergischen hatte keinen guten Tag erwischt. Die Partie verlief zunehmend zerfahren. Acht Minuten lang fiel auf beiden Seiten kein Tor. Das 16:20 durch Emil Mellegard schien die Vorentscheidung (50.). Nach der Pause lief beim BHC so gut wie nichts mehr. Emil Mellegard erhöhte für Wetzlar auf 21:16 (53.). Hinze nahm eine weitere Auszeit und stellte taktisch um. Mit Erfolg: Boomhouwer führte den Gastgeber auf 19:21 heran (56.). Gutbrod leistete sich einen Fehlwurf (58.), doch Maciej Majdzinski traf zum 20:21 (59.). Der Krimi ging weiter: Magnus Fredriksen scheiterte am Pfosten, doch dann auch Gunnarsson per Siebenmeter 23 Sekunden vor dem Ende. Die Punkte gingen nach Wetzlar.

Sebastian Hinze (BHC-Trainer): „Am Ende haben wir uns rangekämpft und natürlich hätten wir uns gewünscht, dass der Siebenmeter von Arnor drin gewesen wäre. Insgesamt aber waren wir zu fahrig, um etwas zu holen. Klar können wir das Ding noch drehen, doch in Summe haben wir zu viele Fehler gemacht. Klimpke hat etliche Würfe aus dem Rückraum weggenommen, dazu war unser Tempospiel mit einigen Fehlern behaftet. Mir hat bei den Jungs heute der Mut, die breite Brust gefehlt. Das ist schade. Es war überhaupt kein Rhythmus in unseren Aktionen. Jeder hatte Schiss, einen Fehler zu machen. In Hannover wollen wir nächste Woche wieder ein besseres Spiel machen.“

Kai Wandschneider (Trainer Wetzlar): „Wir haben 25 Minuten in der zweiten Halbzeit richtig gut gespielt. Aber dann stellt der BHC auf eine offene Manndeckung um, und wir haben uns einfach nicht bewegt. Seit 30 Jahren trainiere ich, wie man gegen eine offene Manndeckung spielt. Aber ich bekomme jedes Jahr mehr oder weniger eine neue Mannschaft. Und mit dieser habe ich das einfach noch nicht gemacht.“

Jörg Föste (BHC-Geschäftsführer): „Es war in Spiel mit zwei ganz außergewöhnlich unterschiedlichen Halbzeiten - es war insgesamt außergewöhnlich. In der ersten Hälfte ist das Erwartbare geschehen: Beide Mannschaften haben sehr gut Deckung gespielt, und auch die eine oder andere Lösung trotzdem vorne gefunden. Der Halbzeitstand war leistungsgerecht - da empfand ich es tatsächlich so, dass Wetzlar am oberen Ende der Möglichkeiten gespielt hat und wir noch einiges an Potenzial hatten. Man kann unheimlich lange dabei sein, aber wird von diesem Sport immer wieder überrascht. Wer prognostiziert hätte, dass wir in 25 Minuten in der zweiten Halbzeit drei Tore machen, dem hätte ich nicht geglaubt. Im Prinzip kann man dann nicht mehr gewinnen. Was dann in den letzten fünf Minuten passiert ist, zeigt den ganzen Wahnsinn dieses Sports. Eigentlich hatten wir dann das Unentschieden verdient, nachdem wir unseren Kampfgeist entdeckt hatten. Es ist sehr schade. Ich halte den Wetzlarer Sieg insgesamt für schmeichelhaft, weil wir viele, viele Chancen im Gegenstoß und frei von außen hatten, die wir nicht haben nutzen können."

Die nächste Partie führt den BHC zum TSV Hannover Burgdorf. Anwurf ist am kommenden Donnerstag (22. Oktober) um 19 Uhr.

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