Fußball-Regionalliga Der ziemlich logische Weg des WSV
Wuppertal · Noch vor knapp zwei Wochen herrschte mit Blick auf den Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV eine Art Weltuntergangsstimmung. Bei Gesprächen in der Stadt, im Internet traditionell sowieso. Nach zwei Siegen in Folge sieht die Lage nun freundlicher aus. Die gesamte Entwicklung ist allerdings nicht verwunderlich, sondern eher logisch. Eine Einordnung.
„Hätten wir die neuen Spieler doch von Anfang an gehabt!“, sinnierte ein Fan am Freitagabend, als er nach dem 3:1 gegen Fortuna Köln das Stadion am Zoo verließ. Eine durchaus nachvollziehbare These, deren Umsetzung aber damals aus zwei Gründen nicht möglich gewesen wäre. Zum einen war im Rahmen des auf 900.000 Euro massiv reduzierten Etats das Geld dafür definitiv nicht da. Einige Akteure, die Sportchef Gaetano Manno eigentlich gerne verpflichten wollte, hatten ob der Angebote nur freundlich gelächelt und dann bei der Konkurrenz unterschrieben.
Und zum anderen waren die jetzigen Nachverpflichtungen und ihre abgebenden Vereine seinerzeit noch gar nicht bereit, in die Transfers einzuwilligen. Sie wollten sich nachvollziehbarerweise durchsetzen. Erst am Ende der Wechselperiode wurden die Kader-Karten allerorten neu gemischt. (Bilder)
Hinzu kam, dass durch das enorme Verletzungspech das WSV-Aufgebot, das logischerweise vor allem in der Breite nicht mehr so stark besetzt werden konnte wie 2023/24, zusätzlich geschwächt wurde – mit zum Teil langwierigen Ausfällen. Und so war den Verantwortlichen (Vorstand, Sportchef, Trainerteam) klar, dass gehandelt werden muss. Dummerweise ohne prall gefülltes Portemonnaie. Deshalb ließen Manno und Klingbeil ihre Kontakte spielen.
Den Transfer von Muhammed Bejdic (Hessen Kassel), der gegen Köln das 2:1 erzielte, segnete der Vorstand im Rahmen einer Risikoabwägung ab. Alle anderen drei waren nur mit erheblicher externer Unterstützung möglich. Bei der Vertragsauflösung von Mittelstürmer Timo Bornemann (bereits drei Tore) half der Drittligist Energie Cottbus dem WSV enorm. Nicht umsonst bedankte sich Manno anschließend bei Trainer Pele Wollitz ausdrücklich.
Yousef Qashi und Benedikt Wimmer aus der Regionalliga-U23 des FC Bayern München waren bundesweit ohnehin heiß begehrt. Manno gab nicht auf und zeigte den Münchnern auf, dass sich ihre Talente im Stadion am Zoo bestens entwickeln würden. Offenbar überzeugte der 42-Jährige so sehr, dass der Rekordmeister den Bergischen ebenfalls finanziell über alle Maße entgegenkam. Parallel spart der WSV bei den Akteuren, die länger als sechs Wochen ausfallen, die Gehälter.
Manno hatten der Misserfolg und die harsche Kritik zu Beginn deutlich mitgenommen. Aus gutem Grund: Auch er wurde im April von dem Etatsturz überrascht, musste im Rahmen von aufwändigen Verhandlungen innerhalb kurzer Zeit viele teurere Verträge möglichst kostenneutral auflösen und zeitgleich ein neues Team formen, das den Wuppertaler Ansprüchen, die längst nicht mehr mit den wahren Begebenheiten mithalten, halbwegs gerecht wird. Es fehlen weiterhin Sponsoren, und bis auf den harten Kern von etwa 2.000 Fans hielt sich das Interesse gegen den Spitzenreiter trotz des Erfolgs in Düsseldorf und des Flutlichtspiels wie so oft in solchen Situationen in Grenzen. Die, die gekommen waren, unterstützten und wurden belohnt.
Nun atmet Manno, der den engagierten Trainer René Klingbeil stets in Schutz genommen hatte, zwar ob des zweiten Erfolgs in Serie erst einmal ein bisschen auf. Gleichzeitig hob er aber mahnend den Finger, dass man nun den Weg konsequent weitergehen müsse. Denn der Ex-Profi weiß genau, wie schnell dass Stimmungsbarometer wieder sinken kann. Gerade in Wuppertal.