Hospizdienst Pusteblume Wuppertaler Thementage: Trauer ist keine Krankheit!

Wuppertal · Zum fünften Mal lädt der Hospizdienst Pusteblume der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal zu den Wuppertaler Thementagen ein. Diesmal geht es um den Umgang mit Trauer, wie Katharina Ruth und Susanne Fudickar erklären.

Katharina Ruth (li.) und Susanne Fudickar.

Foto: Sabine Damaschke

Nachbarn, die die Straßenseite wechseln, wenn sie ihr entgegenkommen, Kollegen, die die Bürotür schließen, Freunde, die sich nicht mehr melden: Susanne Fudickar kennt all die kleinen, verletzenden Unsicherheiten im Umgang mit Trauernden. Sie hat sie selbst erlebt, nachdem ihr Sohn Matthias im Alter von 20 Jahren gestorben war. „Viele Menschen haben Angst in einem Trauerfall das Falsche zu machen und tun deshalb lieber gar nichts“, sagt sie. „Sie denken, sie würden die Trauernden damit entlasten, aber das Gegenteil ist der Fall: Die Betroffenen fühlen sich alleine gelassen.“

Um der Hilflosigkeit im Umgang mit Trauernden etwas entgegenzusetzen, hat die pensionierte Richterin eine Broschüre mit vielen Tipps veröffentlicht, Vorträge gehalten und die Idee zu den Wuppertaler Thementagen gestiftet. Unter dem Titel „Unser Leben mit dem Tod“ findet die Veranstaltungsreihe des Hospizdienstes „Die Pusteblume“ der Diakonischen Altenhilfe Wuppertal, die sich an eine größere Öffentlichkeit richtet, bereits zum fünften Mal statt.

Die Teilnahme ist am Samstag (8. Januar 2025) von 9:30 bis 17 Uhr noch online über die Webseite www.hospizdienst-wuppertal.de möglich. In diesem Jahr steht dasselbe Thema im Mittelpunkt, das auch bei der ersten Veranstaltung im Fokus war: Trauer.

Hilflosigkeit überwinden

Mit gutem Grund, meint Susanne Fudickar, die sich als Trauerbegleiterin beim Hospizdienst engagiert. „Auch wenn es heute viel mehr Angebote für Trauernde als nach dem Tod meines Sohnes vor 16 Jahren gibt, hat sich an der Hilflosigkeit gegenüber Betroffenen nicht viel geändert. Was auch daran liegen mag, dass sich Verwandte, Bekannte und Kollegen damit beruhigen, dass professionelle Trauerbegleiter eher als sie selbst geeignet sind, Menschen in Trauer beizustehen.“

Die diesjährige Veranstaltung ist daher auch der Appell an eine breitere Öffentlichkeit, sich mit dem Thema Trauer auseinanderzusetzen. „Unser Leben ist bestimmt von Abschieden und Trauer gehört dazu“, betont die Leiterin des Hospizdienstes „Die Pusteblume“, Katharina Ruth. Und damit gehört sie auch in die Kitas, Schulen und Betriebe.

Trauer: Not your Business?

Vor allem in Unternehmen sei im Hinblick auf den Umgang mit Trauernden noch viel zu tun, beobachtet die Hospizdienstleiterin. „Da wird oft nur kurz kondoliert und dann zum täglichen Geschäft übergangen. Die Betroffenen sollen möglichst schnell wieder funktionieren. Nicht selten sind Krankschreibungen die Folge.“

An den Thementagen wird es daher unter dem Titel „Not your Business? Warum Trauer auch Unternehmen betrifft“ einen Vortrag geben mit konkreten Tipps für Kondolenzkarten und -bücher sowie empathische Verhaltensweisen der Kolleginnen und Kollegen. Dabei gehe es auch um den „Wert der kleinen Geste“, sagt Katharina Ruth. Doch auch die Frage, ob Männer anders trauern als Frauen, wie Trauer- und Trostlieder, Tattoos und ätherische Öle bei der Trauerbewältigung helfen, spielen eine Rolle.

Trauerarbeit – ein kritischer Begriff

Katharina Ruth nimmt in einem Impulsvortrag den Begriff der „Trauerarbeit“ unter die Lupe, den sie problematisch findet. „Er impliziert, dass wir es mit einem Prozess zu tun haben, den wir bis zum Ende durchlaufen, um dann endlich ein Leben ohne die Trauer führen zu können. Aber Trauer ist keine Krankheit!“

Trauer sei so vielfältig wie das Leben, meint die Hospizdienstleiterin. Jeder Mensch erlebe sie anders und keinesfalls in bestimmten aufeinanderfolgenden Phasen, wie frühere Studien glauben machen wollten. „Trauer ist nicht das Problem, sondern die Lösung, so hat es die Autorin Chris Paul einmal formuliert. Es ist ein Ausdruck von Beziehung und Liebe, die uns milder, verständnisvoller und aufmerksamer für uns selbst und andere Menschen machen kann.“