Wuppertaler Sprachprojekt „Die Stadt Wuppertal ist stolz auf ZIEL“

Wuppertal · Bei dem Projekt „ZIEL“ für russischsprachige Einwanderer kommt Essen auf den Tisch, aber nicht das Thema Ukraine-Krieg. Seit 20 Jahren schon lernen die Teilnehmer hier Deutsch.

Brigitte Fischer-Pelke (links) und Projektleiterin Larisa Bulchin.

Foto: Waltraut Rass

So lange nämlich gibt es das Projekt ZIEL („Zusammen In Einem Land“) in Wuppertal bereits. Die Organisation hilft russischsprachigen Neubürgern – Russen wie auch Ukrainern –, ihre Sprachkenntnisse zu verbessern, um „sich damit in Deutschland besser zu fühlen“, heißt es auf der Webseite. Einheimische, Deutsche – meist mit langer Unterrichtserfahrung – helfen dabei ehrenamtlich als Lehrerin und Lehrer. Es gibt im Projekt über 50 Teilnehmer: Darüber hinaus werden zahlreiche gemeinsame Unternehmungen und Veranstaltungen geboten.

20 Jahre ZIEL. Ein Grund zum Feiern. Das dachten sich die Organisatoren, die am Samstagnachmittag, 20. Januar, zu einer Zusammenkunft im Gemeindezentrum an der Kirche am Kolk eingeladen hatten. Rund 50 ehemalige Lehrerinnen und Lehrer, Projektteilnehmer sowie geladene Gäste nahmen im Gemeinderaum Platz.

Der Abend dauerte mehrere Stunden und war gefüllt mit verschiedenen Darbietungen voller Kultur, Poesie, Spaß, Musik und traditionellen jüdischen Tänzen. Selbstverständlich wurden dabei auch viele alte Erinnerungen aufgefrischt. Fleißige Helferinnen und Helfer hatten ein üppiges kaltes Büfett mit russisch-ukrainischen Spezialitäten aufgebaut.

Zuvor hörten die Besucher einige Grußworte. „Die Stadt Wuppertal ist unglaublich stolz auf ZIEL“, betonte Marius Kamrowski vom städtischen Fachreferat Sprache und Arbeit in seiner kleinen Ansprache. „Es sind so viele ältere Personen bei uns in Wuppertal, die aus dem russischstämmigen Sprachraum zu uns gekommen sind, und ich habe beobachtet, dass viele gerne gemeinsam mit anderen etwas unternehmen würden“, stellte Kamrowski fest. Diese Gelegenheit bietet ihnen ZIEL. Kamrowski sagte, er kenne kein Projekt, das es schon so lange gebe.

„Früher kamen hauptsächlich russischsprachige Migrantinnen und Migranten jüdischen Glaubens aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion nach Wuppertal“, erklärt die Projektleiterin Larisa Bulchin. „Sie durften, gemäß des damaligen Abkommens zwischen dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl und dem Ex-Präsidenten der Sowjetunion, Michail Sergejewitsch Gorbatschow, nach Deutschland auswandern.“ Inzwischen nehme ZIEL auch Flüchtlinge aus der Ukraine in das Programm auf, ergänzt Brigitte Fischer-Pelke, die ehrenamtlich als deutsche Lehrerin für das Projekt arbeitet.

Das Thema Krieg bleibt bei allen Veranstaltungen ausgespart. „Über die geopolitischen Gegebenheiten sprechen wir nicht“, bekräftigt Diethard Kuhne, ebenfalls lange Jahre ehrenamtlich tätig. Und das – wie die anderen auch – sehr engagiert.