Umstrittene Entscheidung Kirchenverkauf am Kolk geplant

Wuppertal · Ein Interview im Newsletter des Evangelischen Kirchenkreises Wuppertal thematisiert einen ebenso überraschenden wie nicht unumstrittenen Plan: Die Gemeinde Elberfeld-Nord hat immer weniger Geld und wird sich daher von der Kirche am Kolk, deren Turm soeben erst für etwa zwei Millionen Euro renoviert wurde, und dem dazu gehörenden Vereinshaus trennen.

Ein aufwändig renovierter Blickfang, der jetzt auf ganz andere Weise im Fokus steht: die Kirche am Kolk.

Foto: Wuppertaler Rundschau

Pfarrer Joachim Hall sagt in dem Interview, das Nicola Dünow vom Öffentlichkeitsreferat des Kirchenkreises führte: „Die Renovierung des Turms am Kolk hat rund zwei Millionen Euro gekostet, von denen die Gemeinde rund 950.000 Euro selbst bezahlt hat. Außerdem müssen wir für die Übernahme und Sanierung unserer Friedhöfe rund 4,3 Millionen Euro an den Christlichen Friedhofsverband zahlen, die Zahlungen laufen noch bis 2028. Wir haben schon ein Pfarrhaus und weitere Immobilien verkauft und die Zahl der Pfarrstellen von 3,75 auf zwei Pfarrstellen reduziert, aber dennoch läuft die Konsolidierung noch nicht gut genug, und wir müssen weitere Schritte unternehmen, um als Gemeinde handlungsfähig zu bleiben.“

Joachim Halls Kollege Pfarrer Jonathan Hong sagt auf die Frage, wie die Entscheidung auf Kirche und Vereinshaus gefallen sei: „Dem Entschluss ist eine ausführliche Gebäudestrukturanalyse vorausgegangen, in der wir die Unterhalts- und Personalkosten und die Nutzung aller Gebäude überprüft haben. Leider ist das Gemeindeleben am Kolk, abgesehen von den gut besuchten Konzerten, so weit zurückgegangen, dass es nicht im Verhältnis zu den Unterhaltskosten steht. Die Kirche am Kolk ist mit ihrer lutherischen Tradition einmalig in Wuppertal und wird hierfür auch über die Gemeindegrenzen hinaus geschätzt und die Mitarbeiter sind sehr engagiert. Darum ist es auch unser Wunsch, diese Tradition an einem anderen Ort weiterleben zu lassen.“

Offenbar gibt es keine Alternative zum Verkauf – beispielsweise durch eine Vermietung. Pfarrer Hall spricht davon, dass seit Jahren nach Lösungen und nach alternativen Nutzungen gesucht worden sei. Die Entscheidung sei „also alles andere als ein Schnellschuss“ gewesen.

Auch Gespräche mit dem Wuppertaler Sinfonieorchester, das dringend einen neuen Probenraum sucht, blieben erfolglos.

Dorothee Kleinherbers-Boden, die Vorsitzende des Presbyteriums der Gemeinde Elberfeld-Nord (das Presbyterium ist das Leitungsgremium einer evangelischen Kirchengemeinde), ergänzt in dem Interview: „Wir haben uns unter anderem auch von der Uni Wuppertal beraten lassen. Unsere Hoffnung ist, dass wir nach einer Entwidmung der Kirche ergebnisoffen suchen können und mehr Optionen für die Nutzung haben.“

Die Tatsache, dass für die Turmsanierung über einen langen Zeitraum Spenden gesammelt worden sind und die Kirche nun verkauft werden soll, sorgt auch jetzt noch für viel Diskussionsstoff. Dorothee Kleinherbers-Boden beantwortet die Frage, ob die Gemeinde nicht seinerzeit schon die finanzielle Problemlage habe absehen können, so: „Nein. Mit der Turmsanierung haben wir 2017 begonnen. Da wussten wir noch nicht, dass wir die Kirche nicht halten können. Außerdem mussten wir den Turm sanieren, um die Passanten vor drohenden herabfallenden Steinen zu schützen. Da gab es keine Alternative, wir waren in der Haftung. Neben dem hohen Eigenanteil der Gemeinde haben wir für die Turmsanierung rund 600.000 Euro aus öffentlichen Fördermitteln bekommen, 78.000 Euro sind über die sieben Jahre gespendet worden, also etwa vier Prozent des Gesamtvolumens. Die Baukosten sind deutlich höher gewesen als anfangs kalkuliert.“