Hans-Dietrich-Genscher-Platz "Wuppertal war für ihn eine Herzensangelegenheit"
Wuppertal · Prominenten-Aufmarsch für einen der ganz Großen: Zur Einweihung des Hans-Dietrich-Genscher-Platzes kamen führende (liberale) Köpfe und die Witwe der FDP-Legende nach Barmen.
"Er hat sich immer für seinen Wuppertaler Wahlkreis eingebracht. Das war für ihn nicht nur ein Mandat, sondern eine Herzensangelegenheit." Klaus Kinkel (81) wusste, wovon er bei der Einweihung des Hans-Dietrich Genscher-Platzes vor dem Barmer Bahnhof sprach. Der Schwabe war persönlicher Referent des 2016 verstorbenen Genscher, FDP-Vorsitzender, Justizminister und als Außenminister im Jahre 1992 sogar Genschers Nachfolger. "Wir sind einmal mit einem alten Mercedes von Bonn nach Wuppertal gefahren. Er saß am Steuer und telefonierte ununterbrochen mit einem komischen Gerät aus der Vorzeit der Handys. Ich habe ihm angeboten zu fahren, das lehnte er strikt ab."
Anekdoten wie diese waren die Höhepunkte der Feierlichkeiten zur parteiübergreifend im Stadtrat beschlossenen Umbenennung des Bereichs vor dem Barmer Bahnhof in "Hans-Dietrich-Genscher-Platz". Was auch seine Witwe Barbara Genscher mächtig erfreute. Sie erinnerte sich an manchen Bummel über den Werth, wenn ihr Ehemann wieder einmal jedem Bürger das Gefühl gab, ihn bestens zu kennen: "Schön, Sie wiederzusehen", war dann eine der stets überzeugenden Formulierungen des Weltreisenden. Noch intensiver war ihr allerdings der Besuch einer Karnevalsveranstaltung in Erinnerung, als sie in die Bütt stieg, am anderen Tag die Schlagzeile in den Medien bekam und feststellte: "Da musste er mir zuhören und nicht wie sonst umgekehrt ..."
Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) und der stellvertretende NRW-Ministerpräsident Joachim Stamp (FDP) würdigten die Verdienste Genschers, der 33 Jahre lang Wuppertal im Bundestag vertrat. Gelbe Pullunder (Genschers bevorzugtes Outfit) sah man reichlich, mit 88 Jahren war der ehemalige NRW-Innenminister Burkhard Hirsch ältester Ehrengast an diesem sonnigen Samstag. Einem guten Tag für diese Stadt.
Die Wuppertaler FDP-Politiker Marcel Hafke und Alexander Schmidt plauderten beim anschließenden FDP-Empfang im Tempel des Bahnhofs über ihre ganz persönlichen Erinnerungen an diesen außergewöhnlichen Menschen. Über begehrte Reisezahnbürsten mit Genscher-Aufdruck und einen Termin bei Genscher zu Hause, der total anders verlief als geplant. Es gab viel zu erzählen.
Genschers berühmtester Auftritt war im September 1989 die Verkündung der Ausreise-Erlaubnis für die aus der DDR geflüchteten Menschen in den Westen. Hinter Genscher auf dem Balkon der Prager Botschaft stand Thomas Strieder aus Sudberg, damals Legationssekretär an der Botschaft und mit der Organisation der Unterbringung der Flüchtlinge betraut. Der 60-jährige Wuppertaler war danach in Polen, Ägypten, Afghanistan, Indonesien und zuletzt als Botschafter im Kongo und in Burundi tätig. Hans-Dietrich Genscher hat er immer wieder getroffen.