Vorwerk-Gruppe Thermomix-Rekord und Strecker-Abschied
Wuppertal · Angetrieben von einem Rekordumsatz mit dem Thermomix hat die Vorwerk-Gruppe am Mittwoch (26. Mai 2021) glänzende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Gleichzeitig kündigte der persönliche haftende Gesellschafter Reiner Strecker seinen Abschied an.
„Ich habe schon vor längerer Zeit entschieden, mich mit Erreichen meiner persönlichen Altersgrenze von 60 Jahren zurückzuziehen“, ließ Strecker nach zwölf Jahren am Ruder des Familienunternehmens wissen. Gleichzeitig wird sich Vorwerk gesellschaftsrechtlich neu organisieren und künftig als Europäische Aktiengesellschaft auftreten. Geleitet wird sie von einem dreiköpfigen Management-Board, dem der bisher für die weltweiten Vertriebsgesellschaften zuständige Dr. Thomas Stoffmehl als Sprecher sowie Dr. Thomas Rodemann und Hauke Paasch angehören. Damit habe man ein passendes Konstrukt gefunden, das die nicht mehr zeitgemäße Führung durch eine persönlich haftenden Gesellschafter ersetzen soll. „Der Sitz der neuen Vorwerk SE & Co. KG bleibt selbstverständlich Wuppertal“, so Strecker, der betonte, dass auch alle Gremien und Strukturen durch die Umfirmierung nicht berührt würden. „Vorwerk bleibt ein Familienunternehmen.“
Dieses Familienunternehmen hat auch 2020 gut verdient: Dank eines um 8,6 Prozent auf 3,2 Milliarden Euro gestiegenen Gesamtumsatzes erreichte man ein operatives Ergebnis, das laut Strecker „über den Erwartungen lag“. Über konkrete Zahlen wird bei Vorwerk in diesem Zusammenhang zwar traditionell nicht gesprochen, die Umsatzrendite habe ich aber im zweistelligen Bereich bewegt. Die Gruppe verfüge damit jetzt über mehr als eine Milliarde Euro an liquiden Mitteln. Und auch der Start ins Jahr 2021 war verheißungsvoll: Nach den ersten vier Monaten liegt der Umsatz um mehr als 30 Prozent über dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Vorwerk ist damit unter Europas Direktvertriebs-Unternehmen weiterhin die Nummer eins und weltweit auf Rang vier.
Der Renner im Vorwerk-Produktportfolio bleibt weiterhin der Thermomix. Die intelligente Küchenmaschine sorgte mit rund 1,6 Milliarden Euro für die Hälfte des Konzernumsatzes - ein Rekord und ein sattes Plus von 25 Prozent. Die wichtigsten Märkte sind dabei Deutschland gefolgt von Frankreich und Spanien sowie Polen, wo die Thermomix-Nachfrage rapide wächst. Die Kobold-Staubsaugerfamilie hielt derweil ihr Vorjahresniveau von gut 700 Millionen Euro. Den durchschlagenden Erfolg mit dem Thermomix führt Direktvertriebs-Chef Thomas Stoffmehl dabei nicht nur auf den Corona-Effekt zurück, der den Absatz von Haushaltsgeräten allgemein beflügelt hat. Das Direktvertriebskonzept, bei dem selbständige Berater den Kunden die Küchenmaschine persönlich präsentieren, habe sich vielmehr auch in Corona-Zeiten bewährt. „Wir haben voriges Jahr 11.600 Berater dazugewonnen“, so Stoffmehl, der im weiteren Ausbau des internationalen Vertriebsteams den Schlüssel zu weiterem Wachstum sieht. Seine Erklärung für den Berater-Zuwachs: „Es ist hoch attraktiv, nebenberuflich für uns zu arbeiten.“ Ein Geschäft an den Beratern vorbei werde es nicht geben, sie würden bei allen Verkäufen unabhängig vom Kanal prominent beteiligt und künftig mit einer eigenen Digital-Plattform unterstützt.
Im Jahr 2020 waren im Durchschnitt 590 253 Menschen weltweit für die Vorwerk Gruppe tätig. Die Zahl der Angestellten lag bei 12.260, die der selbstständigen Berater bei 577 993.
Unterschiedliche Zahlen lieferten die weiteren Vorwerk-Geschäftsbereiche: JAFRA Cosemtics verzeichete einen Umsatzrückgang von gut 9 Prozent, weil der Hauptmarkt in Mexiko Pandemie-bedingt schwächelte. Dafür landete die mit Finanzierung und Leasing beschäftigte akf-Gruppe mit knapp 500 Millionen Umsatz leicht über dem Vorjahr.
Dass der Vorwerk-Umsatz zur Hälfte am Thermomix hängt, sieht Thomas Stoffmehl übrigens nicht als Problem. Weil es ständig Innovationen rund um die smarte Küchenmaschine gebe, stehe weiterem Wachstum nichts im Wege.