Stadtentwicklung Wuppertal gehen die Flächen aus
Wuppertal · Es ist eine Art Brandbrief, den das Wuppertaler Maklernetzwerk jetzt in Umlauf brachte. Der Tenor: Wuppertal hat viel zu wenig Gewerbe- und Baulandflächen. Makler Frank Müller macht deutlich: "Wir steuern in eine Falle wie in den 80er, 90er Jahren, als viele Firmen abwanderten." Das gleiche Dilemma gilt für Wohnbauflächen...
Dass der Wohnungsbaumarkt in Wuppertal vor allem in den mittleren und guten Lagen unterversorgt ist, bestätigt Dirk Wagner, Leiter der Immobilienabteilung der Sparkasse: "Der Bedarf ist da, wir könnten viel mehr verkaufen, wenn wir Objekte hätten." Es gäbe zahlreiche Vormerkungen, insbesondere bei Einfamilien-Reihenhäusern. Vor lauter Not vermarktet (nicht nur) die Sparkasse zurzeit vermehrt Objekte in Remscheid. Wagner: "Natürlich besteht die Gefahr, dass die Menschen in Städte mit einem größeren Angebot ziehen." Ins gleiche Horn stößt das Maklernetzwerk mit seinem Hinweis auf 250 neue Bayer- Mitarbeiter, die in nächster Zeit in Wuppertal auf Wohnungssuche gehen werden: "Wenn wir für sie kein geeignetes Angebot vorhalten, ziehen diese einkommensstarken Steuerzahler ins Umland."
Selbst der Chef der städtischen Wirtschaftsförderung, Dr Rolf Volmerig, bestätigt, dass der Weckruf der Makler seine Berechtigung habe — das gelte in besonderem Maße auch für die Gewerbeflächen. Der Engineering-Park Vohrang habe zwar einige Nachfrage aufnehmen können ("haben wir exzellent verkaufen können"), allerdings mit dem Effekt, dass dort wie anderswo nur noch kleinere Splitterflächen vorhanden sind. Sehr zufrieden war Volmerig mit der Resonanz auf den Aufruf an die Bürger, brachliegende Flächen für die mögliche Reaktvierung zu melden. Doch nun brauche man auch wieder größere planreife Angebote.
"Das ist der Grund, warum wir in die nächste Ratssitzung ein neues Handlungsprogramm Gewerbeflächen einbringen werden", verspricht Rüdiger Bleeck, der Leiter der Stadtentwicklung im Rathaus. Die Gefahr eines Engpasses sieht er jedoch erst mittelfristig. Beim fehlenden Wohnraum verweist er auf Pilotprojekte wie die an der Deweerthstraße sowie die bevorstehende Erschließung des Areals am Bahnhof Heubruch. 50 Prozent der Baugenehmigungen würden ohnehin "mit der Schließung von Baulücken oder Dachausbauten im Bestand umgesetzt." Es sei eben problematisch der vorhandenen Nachfrage durch Ausweisung im Naturraum zu begegnen. Schließlich werbe man ja auch damit, eine der grünsten Großstädte Deutschlands zu sein.
Ein wenig Hoffnung auf Entspannung verbreitet Klaus-Jürgen Reese, stellvertretender Vorsitzender im Ausschuss für Stadtentwicklung und — auch wichtig — im Düsseldorfer Regionalrat. Dort wird man im neuen Regionalplan Wuppertal ein zusätzliches Flächenpotenzial für Gewerbeansiedlungen zugestehen. "Das Problem ist nur, diese Flächenreserven in der Realität zu finden", so Reese. Zum einen fehlen größere zusammenhängende Flächen, mitunter bereitet auch die Topographie Probleme. Und wenn man, wie jetzt an der Nächstebrecker Straße, fündig geworden ist, gebe es auch häufig Bürgerproteste.
Dabei verweist er nicht ohne Stolz darauf, dass Wuppertal zuletzt landesweit die Kommune mit der höchsten Nachnutzungsquote von leerstehenden Gewerbegebäuden war. Doch ihn wundert die Stellungnahme der Makler nicht. Und auch er mahnt an, dass im Bereich der Wohnbebauung die Verwaltung gefragt sei, die Ausweisungen planrechtlich voranzutreiben.
Wie groß die Nachfrage sei, mache die neue Siedlung an der Hindenburgstraße deutlich. Als der Investor damit bei der Immobilienmesse antrat, waren bereits sämtliche Einheiten verkauft...