Auszeichnung für Wolf Erlbruch Wo ist denn meine Brille?
Wuppertal · Es ist der größte Literaturpreis, den je ein Wuppertaler bekommen hat. Wolf Erlbruch erhielt am Montag aus der Hand von Schwedens Kronprinzessin Victoria den mit 520.000 Euro dotierten Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis.
Dabei ging es ein wenig zu, als hätte die berühmte Kinderbuchautorin selbst Regie geführt.
Schon im Vorfeld hatte Erlbruch der "Süddeutschen Zeitung" gestanden, dass ihm solche Ehrungen nicht liegen. "Meine Verlegerin übt schon mal den Hofknicks", frotzelte der 68-Jährige dabei, ahnte aber noch nicht, dass auch seine eigenen Rolle auf der Bühne eine Wendung nehmen sollte, die er so nicht erwartet hatte.
Schon die Entgegennahme des riesigen Rahmens mit der begehrten Auszeichnung blieb nicht ohne Komik. Als er dann selbst ans Rednerpult trat, fand er zunächst sein Redemanuskript nicht. Danach begann die Suche nach der Lesebrille. Minutenlang stand Erlbruch im Scheinwerferlicht des Stockholmer Konzerthauses und durchforstete abwechselnd seine Hosen- und Jackentaschen, gelegentlich unterbrochen von englisch gemurmelten Entschuldigungen.
Als er sich letztlich in sein Schicksal fügen und die Rede frei halten wollte, wurde ihm aus dem Auditorium eine Sehhilfe gereicht, mit deren Hilfe die Ansprache denn doch gelang.
Eine dem Anlass absolut angemessene Inszenierung, wie nicht wenige gedacht haben werden — schließlich geht und ging es Erlbruch wie Lindgren stets darum, die Menschen zum Lachen zu bringen und zugleich die Fassade der ach so steifen und ernsthaften Erwachsenenwelt zu hinterfragen. Wohl auch deshalb begleiteten die Gäste den Auftritt mit deutlich wahrnehmbarer Sympathie und lang anhaltendem, dankbarem Applaus.
Und wurden dann mit einem Vortrag belohnt, in dem Erlbruch den Zauber der Situation beschrieb, wenn er sich einer neuen Textvorlage nähert, bevor er sich an die Arbeit der Illustration macht.