Junior Uni Dinge mal gegen den Strich bürsten
Wuppertal · Die Wuppertaler Junior Uni ist einmalig. Und auch viele ihrer Dozenten haben eine ganz besondere Geschichte. Die Rundschau stellt sie vor. Heute: André Poloczek.
"Polo, guck mal!" "Polo, ich kann das nicht!" "Polo, wie findest du das?" In Raum 3.05 der Junior Uni ist an diesem Dienstagnachmittag richtig Leben. Es wird gemalt, es wird lautstark diskutiert, es wird verzweifelt mit den eigenen Zeichnungen gerungen. Inmitten dieses Trubels steht er: André Poloczek und ist die Ruhe selbst.
Der 57-jährige Zeichner und Cartoonist freut sich über seine lebhaften Schüler. "Kritzeln und Witzeln" heißt der Kurs, in dem er Elf- bis Vierzehnjährigen Methoden zeigt, wie sie ihren Figuren den Ausdruck verleihen, den sie für den jeweiligen Cartoon haben sollen. "Ich finde das gut, dass sie so munter sind — ich möchte hier ja keinen Frontalunterricht, die Teilnehmer sollen Spaß beim Zeichnen haben."
Spaß, der ist "Polo", wie ihn alle nennen, wichtig. Soziologie und Germanistik hat er studiert, 1992 seinen ersten Cartoonband veröffentlicht. Seitdem sind seine Cartoons bei Cicero, konkret, taz, Eulenspiegel und Stern erschienen. Und viele Jahre in der Wuppertaler Rundschau. Seit drei Jahren gibt er Kurse in der Junior Uni — auf seine ganz eigene Art. Spielerisch führt er die jungen Zeichner ans Thema heran, lässt ihnen Freiraum, bewertet deren Ergebnisse nicht, gibt ihnen stattdessen Tipps, verrät Tricks. "Manchmal", sagt Polo verschmitzt, "sage ich ihnen extra, sie sollen so zeichnen, dass sie in der Schule dafür eine sechs bekommen würden. Dann entsteht Freiraum für Spontanes."
Um gute Cartoons zu machen, müssen die Schüler erst mal verstehen, wie sie den Humor in ihren Zeichnungen verankern. "Humor", erklärt Polo, "hat oft damit zu tun, Erwartungen zu brechen." Wer das verstehe, habe die größte Hürde genommen. Dinge gegen den Strich bürsten, von der anderen Seite betrachten, das Unerwartete herausfordern — darum gehe es in seinem Kurs. "Das hilft auch dabei, komplexe Probleme zu lösen", ist Polo überzeugt.
Lehrer wollte Polo, der auch als Journalist und Fotograf gearbeitet hat, eigentlich nie werden. Irgendwie ist er nun doch einer. "Wenn die Teilnehmer wieder kommen, habe ich etwas richtig gemacht", sagt er. Sieht so aus, als er mache er ziemlich viel ziemlich richtig.