EU-Projekt „Virtual Reality Archive Learning“ Archiv – aber ohne Papier

Wuppertal · Das Wuppertaler Stadtarchiv ist mit im Boot beim EU-Projekt „Virtual Reality Archive Learning (ViRAL)“. Sechs Museen, Archive und Bildungseinrichtungen aus Deutschland, Österreich, Großbritannien, Kroatien, Portugal und Schweden arbeiten an einem länderübergreifenden Industriegeschichte-Programm für die Erwachsenenbildung.

Thorsten Dette (rechts), Leiter des Stadtarchivs, und sein Mitarbeiter Markus Teubert wollen mit „ViRAL“ die üblichen Dimensionen ihrer Tätigkeit um eine moderne Komponente erweitern, die Industriegeschichte mit der Zukunft verknüpft.

Foto: Simone Bahrmann

Drei Jahre lang läuft das Projekt – bis September 2021 soll ein Spektrum von (Gratis-)Werkzeugen entstanden sein, mit denen sich die lokale Industriegeschichte verschiedener Europa-Regionen live und hautnah erleben lässt: Menschen, die sich weiterbilden möchten, können sich dann mittels Virtueller Realität und sogenannter Augmented Reality (= erweitere Realität) sowie 360°-Videos in industriehistorisch wertvolle Gebäude oder Landschaften hineinversetzen – und damit sozusagen der Vergangenheit auf Augenhöhe begegnen.

Für Thorsten Dette, den Leiter des Wuppertaler Stadtarchivs, ist „ViRAL“ eine Chance, weit über die übliche Archivarbeit hinauszugehen – wobei sich das Spektrum dessen, was man unter dem Begriff „Archiv“ üblicherweise versteht, modern weiterentwickelt. „Strukturwandel wird für alle, die mit einer Virtual-Reality-Brille beziehungsweise ihrem Smartphone in die ’ViRAL’-Welt einsteigen, sichtbar. Man wird Maschinen, Menschen und Gebäude von früher erleben können sowie außerdem eingeblendete, noch lebende Zeitzeugen, die von ihrem damaligen Alltag berichten, sehen und hören können“, so Dette.

Der Chef-Archivar freut sich darauf, mit der modernen Technologie Kulturgut zu sammeln, zu bewahren und zum Leben zu erwecken – ohne dass dafür jemand in staubige Aktenkeller steigen muss. Thorsten Dette: „Ich glaube, das ist eine große Chance, viel mehr Menschen als üblich für das Thema Vergangenheit und was sie heute noch bedeutet, zu interessieren.“

Zurzeit geht es darum, passende Methoden der Umsetzung zu entwickeln – und in Wuppertal und der näheren Umgebung Orte und Menschen zu finden, die zum Thema „Industriegeschichte live“ passen.

Wenn „ViRAL“ abgeschlossen sein wird, sind für die dann entwickelten digitalen Werkzeuge beispielsweise die VHS, Berufskollegs oder andere Erwachsenenbildungseinrichtungen, in denen es um die Kombination von Geschichte, Technik und Politik geht, die Zielgruppe.

Verkopft und kompliziert – das soll „ViRAL“ auf keinen Fall sein: Entstehen lassen will man ein länderübergreifend leicht zu handhabendes digitales Werkzeug, mit dem lokale Industriemerkmale und deren Geschichte modern – und mit Begeisterungspotenzial – erlebbar werden.

Die Ergebnisse werden im Lauf des Projekts auf einer Internetplattform präsentiert. Dort können nicht nur die erstellten Virtual-, Augmentend- und 360°-Videos heruntergeladen werden, sondern auch eine Anleitung zum Selbermachen. Inklusive einfacher Vorlagen und definierter Lernaufgaben.