Unterschriften gegen Billigtextil-Kette
Wuppertaler Bürger wollen verhindern, dass sich die Textil-Kette "Primark" im künftigen Kubus am neuen Döppersberg ansiedelt. Sie haben eine Online-Petition gestartet.
Die Initiatoren wollen nach eigenen Angaben 3.300 Unterstützer erreichen. Die elektronischen Unterschriften sollen Oberbürgermeister Peter Jung vor der Ratssitzung am 10. Februar überreicht werden.
Der Wortlaut der Online-Petition:
"Mehr als alle anderen Wahrzeichen prägte die sogenannte Harnröhre für alle Ankommenden und Durchreisenden jahrzehntelang das Stadtgesicht Wuppertals. Die Zeit der Neugestaltung ist gekommen, doch die Vorzeichen künden eine wirkliche Scheußlichkeit: Am 10. Februar 2015 stimmt der Wuppertaler Stadtrat in einer Sondersitzung über die Verträge mit dem Investor Signature Capital ab. Diese sehen die Bebauung des Bahnhofsvorplatzes mit einem großvolumigen, mehrgeschossigen Geschäftsgebäude vor, das der irische Textildiscounter PRIMARK als Ankermieter beziehen soll.
Besonders aufgrund der städtebaulich so exponierten Fläche beschämt dieses Vorhaben - und das in einer Stadt wie Wuppertal. Angesichts der Stadtgeschichte wirkt es wie Zynismus, dass der Gebäudekomplex einer Garnrolle nachempfunden sein soll. Wuppertal als die Textilmetropole der frühen Industrialisierung mit Weltruf sollte angesichts des mit dem wirtschaftlichen Aufschwung verbundenen Leids der Beschäftigten aktuellen Ausbeutungsverhältnissen in der Textilbranche gegenüber eine besondere Sensibilität wahren. Zwar reiht sich PRIMARK unter den bestehenden großen, globalen Textildiscountketten ein, sticht jedoch hier durch sein besonders ausbeuterisches Geschäftsmodell hervor (www.fluter.de/de/117/heft/11140/), zu dem man sich durch den exponierten Standort in Wuppertal mehr als bekennen würde. Und nicht nur dazu: Man würde sich auch zu einem Konsumverhalten bekennen, welches sich durch die Attribute billig, viel und achtlos auszeichnet. Das steht in scharfem Kontrast zu ebenfalls in Wuppertal ansässigen Unternehmen wie Gepa oder dem "Wuppertalinstitut", kurz: dem um Nachhaltigkeit und Zukunftsorientierung bemühten Image der Stadt.
Mit Blick auf die Planungsprozesse wären Transparenz und Bürgerbeteiligung wünschenswert gewesen. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde mit dem einzigen (!) Investor über das äußerst öffentlichkeitsrelevante Thema verhandelt. Abstimmungen der Stadtverordneten werden aufgrund der als alternativlos dargestellten Verhandlungsergebnisse und geschaffener Fakten zur bloßen Formalität. Entscheiden ausschließlich Standortfaktoren und weniger die Lebensqualität die Stadtpolitik, agiert die Stadt bloß noch als Unternehmen und nicht mehr als demokratische Institution.
Entgegen der früheren Planung, die das historische Bahnhofsgebäude ins Zentrum der Neugestaltung setzte, verriegelt nun laut bestehendem Bauplan der Investorenkubus das "Tor zur Stadt". Die bislang hervorgehobene architektonisch-ästhetische Qualität des städtebaulichen Konzepts für den Döppersberg wird in der Beeinträchtigung der Blickachse Stadt-Bahnhof/Bahnhof-Stadt erheblich gemindert. Eine ursprünglich proklamierte Weitläufigkeit des Bahnhofsvorplatzes, die unter anderem städtebauliches Selbstbewusstsein und Großzügigkeit markierte, weicht somit einer räumlichen Enge."