Rundschau-Chronik 2015 R wie Reinfall
Wuppertal · Im Mai stellte die Stadtsparkasse ihren mehr als 200.000 Kunden eine neue Kontowelt vor — und erlebte dabei einen Kommunikations-GAU.
Bei der Präsentation der komplexen Modelle für private und geschäftliche Girokonten in Kombination mit einem Cashback-System wollte die Sparkasse eigentlich die Vorteile in den Vordergrund rücken, die Kunden aus der neuen Kontowelt ziehen können. Weil die aber auf den ersten Blick kaum zu durchschauen und mit einigen Fragezeichen versehen waren, blieb bei vielen Kunden vor allem ein Eindruck haften: Alles wird teurer.
Entsprechend heftig war der "Shitstorm", der über das Institut und seine rund 1.500 Mitarbeiter hereinbrach — zumal es für Kunden keine Alternative zur Umstellung auf die neuen Konten gab.
Schließlich musste der seit Juli 2014 amtierende Vorstandsvorsitzende Gunther Wölfges die Wogen glätten: "Wir räumen aber auch ein, dass es bei der Vorstellung der komplexen Produkte Fehler in der Kommunikation gegeben hat. Sie haben offensichtlich zu dem Eindruck geführt, hier sollte etwas kaschiert werden. Das wollten wir natürlich nicht. Uns geht es ausdrücklich darum, unser Versorgungsnetz in Wuppertal aufrecht erhalten zu können."
Klartext, den man sich von Anfang gewünscht hätte. Denn dass in Zeiten minimaler Margen und nach zwölf Jahren ohne Preiserhöhung mehr Geld nötig ist, um weiter 34 Filialen in Wuppertal plus 17 SB-Stellen und 95 Geldautomaten betreiben zu können, hätte wahrscheinlich unmittelbar eingeleuchtet. Änderungen am neuen Kontenmodell schloss der Vorstand daher trotz zahlreicher Kündigungs-Drohungen aus.
Nachdem sich der Sturm gelegt hat und die Umstellung seit Juli vollzogen ist, fällt die Bilanz übrigens erstaunlich aus: Die Sparkasse hat aktuell nicht weniger Kunden als vorher, sondern mehr ...