Prozess gegen vier Wuppertaler 880 Kilo Kokain transportiert?

Wuppertal / Düsseldorf · Vier Wuppertaler sollen Drogen für die kalabrische Mafia-Organisation ‘Ndrangheta geschmuggelt haben. Nun beginnt der Prozess gegen sie und vier Mitangeklagte, verhandelt wird im Hochsicherheitsgerichtssaal des Oberlandesgerichts (OLG) in Düsseldorf.

Der Hochsicherheitsgerichtssaal des OLG ak Kapellweg in Düsseldorf.

Foto: Sabine Maguire

Drogenhandel und die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung lautet der Vorwurf der Staatsanwaltschaft gegen die zwei Männer und zwei Frauen aus Wuppertal, die vier weitere Mitangeklagte kommen aus Dortmund und Castrop-Rauxel. Der Prozess gegen sie beginnt am 3. Februar in Düsseldorf.

Verhandelt wird dort unter besonderen Sicherheitsvorkehrungen im Hochsicherheitsgerichtssaal des Oberlandesgerichts. Die Angeklagten sollen mit unterschiedlicher Tatbeteiligung ein professionell und international agierendes Betäubungsmittelnetzwerk betrieben und Kokain für hochrangige Mitglieder der ‘Ndrangheta sowie albanische Tätergruppierungen geschmuggelt zu haben.

Die mutmaßlichen Auftraggeber sollen ihre Weisungen zum Transport von Kokainmengen im zweistelligen Kilogrammbereich an einen der nun angeklagten Männer erteilt haben, der laut Staatsanwaltschaft als Kopf der Gruppierung fungiert habe. Er soll die Fahrten dann geplant und hierfür fünf der Angeklagten als Kuriere eingesetzt haben. Sie sollen das Kokain mit präparierten Fahrzeugen in den Niederlanden und Belgien abgeholt, es in eingebauten Drogenverstecken verstaut und später zu verschiedenen Zielorten in Italien transportiert haben.

Insgesamt sollen so zwischen Februar 2018 und November 2022 in über 50 Fahrten insgesamt 880 Kilo Kokain geschmuggelt worden sein. Für eine Fahrt sollen die Kuriere vom Hauptangeklagten 150 Euro oder mehr pro Kilo Kokain erhalten haben. Hiervon sollen sie 500 Euro an den als Beifahrer eingesetzten Kurier ausgezahlt haben.

Dem Hauptangeklagten wird zudem vorgeworfen, mit Amphetamin gehandelt sowie mit zwei der Mitangeklagten eine illegale Cannabis-Plantage betrieben zu haben. Er soll mit den ihm von der Staatsanwaltschaft vorgeworfenen Drogengeschäften etwa 2,2 Millionen Euro an Einnahmen erzielt haben.

23 Verhandlungstage angesetzt

Die Kammer unter dem Vorsitz von Richter Alexander Schräder hat 23 Verhandlungstage festgesetzt, am 25. August soll das Urteil verkündet werden. Bei einer Verurteilung drohen den Angeklagten hohe Haftstrafen von bis zu 15 Jahren. Im Vorfeld des Prozesses hatten Ermittler bei einer bundesweiten Razzia allein in NRW in 51 Wohnungen, Büros und Geschäften 15 Haftbefehle vollstreckt. Dabei soll ein weitverzweigtes Geldwäschesystem von Restaurants, Pizzerien, Cafés und Eisdielen entdeckt worden sein. Zeitgleich soll es Razzien in Portugal, Belgien, Frankreich und Italien gegeben haben.

100 Haftbefehle vollstreckt

Im kleinen kalabrischen Dorf San Luca waren schwerbewaffnete Spezialeinheiten der Carabinieri im Einsatz, die 3.400 Einwohner zählende Hochburg der kalabrischen Mafia-Organisation ‘Ndrangheta war einer der Schwerpunkte der Anti-Mafia-Operation „Eureka“. Insgesamt waren 100 Haftbefehle wegen Drogenhandels und Geldwäsche vollstreckt worden.

Das Netzwerk der Tatverdächtigen soll bis nach Argentinien, Brasilien und Panama reichen. In Containerschiffen sollen die Drogen in Häfen wie Antwerpen, Rotterdam und das kalabrische Gioia Tauro gebracht worden sein. Ein Teil des Kokains soll weiter bis nach Australien verschifft worden sein. Um die Drogengelder zu waschen, sollen die Tatverdächtigen unter anderem in Immobilien und Autowaschanlagen investiert haben.