Neue Flüchtlingsunterkunft in der Nordstadt "Nicht Nacht und Nebel"

Wuppertal · Die Ex-Förderschule an der Hufschmiedstraße in der Nordstadt wird ab Montag (9. November 2015) zur neuen Flüchtlingsunterkunft. In der Alten Feuerwache gab es eine sehr gut besuchte Informationsveranstaltung.

Wo früher Schüler lernten, werden bald Menschen wohnen.

Foto: Raina Seinsche

Mit einem "Dank an alle Menschen" — in Bürgerschaft und Verwaltung — für die umfassende Wuppertaler Willkommenskultur eröffnete Oberbürgermeister Andreas Mucke den Abend. Integrationsdezernent Stefan Kühn fügte dem ein klares Bekenntnis hinzu: "In Wuppertal leben 80 Prozent aller Flüchtlinge in den eigenen vier Wänden, und bei diesem Weg bleiben wir auch." Nun aber kommen so viele Menschen, dass es auch Übergangseinrichtungen geben muss: In der Yorckstraße, der Hastener Straße, der Barmer Jugendherberge — und in der Hufschmiedstraße. Die ersetzt die Ronsdorfer Gesamtschulsporthalle, die bald wieder frei sein wird.

250 Menschen werden in der Nordstadt untergebracht: Integrationsressort-Chef Jürgen Lemmer machte deutlich, dass zwar wegen der Verschickungs- und Registrierungspolitik des Landes die meisten davon aus Ronsdorf stammen, andere aber durchaus hinzukommen können — viele davon direkt von der deutschen Grenze. Die Praxis der Notunterbringung, mit der Wuppertal zurzeit hauptsächlich zu tun hat, ist von Fluktuation, Registrierungsproblemen, Computerprogrammschwierigkeiten und erheblichem Verwaltungsaufwand geprägt. Beim Thema Herkunft stellen die Syrer den überwiegenden Teil — doch grundsätzlich geht es um etwa zwölf Nationen.

Die in der Alten Feuerwache anwesenden Bürger hatten viele Fragen — und bekamen viele Antworten: In der Gymnastikhalle der Schule soll ein Bewegungsprogramm für Kinder möglich gemacht werden, der Verein Kult-Sport will sich um Jugendliche und Erwachsene kümmern. Die Flüchtlinge, für die das Land zuständig ist, müssen sich in Wuppertal aufhalten, dürfen die Stadt nicht "einfach so" verlassen. Alle sind geröntgt, geimpft und grundsätzlich medizinisch untersucht. Verpflegt werden die Menschen zentral — die Caritas übernimmt diese Aufgabe. Betreuer und städtische Sozialarbeiter sind stets anwesend — es gibt medizinische Versorgung sowie einen Rund-um-die- Uhr-Sicherheitsdienst.

Ins Haus darf kein Außenstehender: Die Mitglieder der vor kurzem gestarteten Nordstadt-Flüchtlingshilfe werden Ausweise bekommen, damit sie vor Ort auch aktiv werden können. 15 Arbeitsgruppen hat die Initiative bereits gegründet: Sie deckt das komplette Spektrum all dessen ab, was notwendig ist und noch notwendig werden könnte.

Im Haus hat die Stadt für genügend Duschen, WCs und Familienzimmer gesorgt — und wird darauf achten, dass es keine Schlangen bei der Essensausgabe gibt. All das sind erfahrungsgemäß Quellen von internen Auseinandersetzungen. Kooperiert wird auch mit den Wuppertaler Moschee-Vereinen, um Probleme in Sachen religiöser Missverständnisse vorzubeugen.

Zum Thema Sicherheit und "wachsame Nordstadt" stellte Jürgen Lemmer klar: Wenn abends oder nachts Busse zur Hufschmiedstraße kommen, holen sie nicht etwa Menschen ab, sondern sie bringen Flüchtlinge hierher. "Es wird in Wuppertal keine Nacht- und Nebel-Abschiebungen geben", so Lemmer. Und auch die Polizei werde öfter in der Nordstadt präsent sein — zum Schutz der Flüchtlinge.

Die Nordstadt-Flüchtlingsinitiative arbeitet aktuell mit Hochdruck an einem Willkommensprogramm für den 9. November.