Klimawandel und Schädlinge Wie geht es Wuppertals Wäldern?
Wuppertal · Rund 29 Prozent des Wuppertaler Stadtgebietes bestehen aus Wald. Leuchtend-grüne Laubbäume und dunklere, verwunschene Nadelwälder – für den Laien sehen sie kräftig aus. Doch das veränderte Klima und der heiße Sommer 2018 haben die Wälder geschwächt.
In Bonn müssen 400 bis 500 Bäume gefällt werden. Sie sind von der Rußrindenkrankeit befallen, die nicht nur eine Gefahr für sie, sondern auch für Menschen darstellt. Ein guter Anlass, um nachzufragen, wie es den Wuppertaler Wäldern geht. „Die Rußrindenkrankheit haben wir noch nicht entdeckt“, erklärt Sebastian Rabe, Leiter der Abteilung Forsten der Stadt Wuppertal. „Aber der Borkenkäfer macht nach wie vor Probleme.“
Die Fichte und der Borkenkäfer
Bereits im vergangenen Jahr sorgte das schädliche Insekt dafür, dass unzählige Bäume gefällt werden mussten. Betroffen sind in erster Linie Fichten. Die Käfer fressen sich unter die Rinde und legen dort ihre Larven ab. Die Larven graben dann hungrig Gänge in das Holz und beschädigen den Baum. Der einzige Ausweg: Der Baum muss gefällt werden. „Sonst fliegen die entwickelten Larven auf andere Fichten“, sagt Rabe. Gesunden, kräftigen Bäumen macht der Käfer nichts aus. Sie wehren sich, indem sie Harz produzieren und den Borkenkäfer ersticken. Die Wuppertaler Fichten schaffen das nicht mehr.
Vorgeschädigt durch den Sturm Frederike und geschwächt durch die Hitze des letzten Sommers leiden sie unter den hartnäckigen Schädlingen, die zu 90 Prozent sogar den kalten Winter überlebten. Befallene Fichten stehen vor allem auf den Höhen im Süden der Stadt – in Ronsdorf und Cronenberg, aber auch in Beyenburg und Elberfeld. Zumindest im Moment noch. „Die Fichte hat bei uns keine Zukunft mehr“, macht Sebastian Rabe eine düstere Prognose.
90 Prozent der Eschen sterben
Genau so schlecht wie den Fichten geht es auch den Wuppertaler Eschen. Im Klophaus-Park mussten vier der Bäume weichen, an der Vogelsangstraße fünf, in Vohwinkel drei – die Liste ist lang. Grund dafür ist ein Pilz, der die Triebe der Esche zum Absterben bringt. „Über 90 Prozent der Eschen sterben“, heißt es vom Forstamt. Ganz akut müssen 200 Eschen gefällt werden, die in der Nähe von Straßen oder Häusern stehen.
Eigentlich ist das Eschentrieb-Sterben eine Krankheit, die sich über Jahre hinzieht. Sebastian Rabe vermutet, dass der heiße Sommer den Prozess beschleunigt hat. Nur zwei Prozent der Eschen sind resistent gegen die Krankheit. „Mit ihnen müssen wir den Eschenbestand neu aufbauen.“
Seit 20 Jahren bereitet die Stadt ihre Wälder auf den Klimawandel vor. Mit einer bunten Mischung aus Baumarten und Bäumen verschiedener Altersstufen sollen die Wälder robuster gemacht werden. Einige heimische Bäume kommen gut mit dem Wetter klar – darunter die Eiche, die Buche und der Bergahorn. „Mit denen werden wir arbeiten“, sagt Rabe. Ebenso mit Douglasien und Tannen.
„Es ist alternativlos.“
Aber damit neue Bäume in die Wälder gebracht werden können, müssen angeschlagene Arten gefällt werden. „Das ist nicht immer leicht zu kommunizieren“, weiß Sebastian Rabe. Für das Fällen von augenscheinlich gesunden Bäumen bringen viele Wuppertaler kein Verständnis auf. „Aber es ist alternativlos“, sagt der Amtsleiter und Förster schlicht.
Um die Wuppertaler Wälder für die kommenden Jahre gut aufzustellen, gibt es nur einen Weg: „Vielfalt ist die Lösung.“ Eine Mischung für alle Eventualitäten. Denn eines weiß Sebastian Rabe sicher: „Der Klimawandel kommt schneller als gedacht.“