Jugendliche immun machen

Die Drei-Städte-Beratungsstelle "Wegweiser — gemeinsam gegen gewaltbereiten Salafismus" ist in Wuppertal an den Start gegangen.

NRW-Innenminister Ralf Jäger (Mitte) bei der Eröffnung der Wuppertaler „Wegweiser“-Beratungsstelle zusammen mit OB Peter Jung und seinem Solinger Amtskollegen Norbert Feith (links).

Foto: Sebastian Jarych

NRW-Innenminister Ralf Jäger nannte bei der offiziellen Eröffnung der Anti-Salafismus-Beratungsstelle "Wegweiser" Zahlen und Zusammenhänge: "Vier Millionen Muslime gibt es in Deutschland. Nur 6.000 sind Salafisten, fehlinterpretieren den Koran, wollen den Scharia-Gottesstaat einführen, stehen für eine extremistische Ideologie und bringen den gesamten Islam in Misskredit." 1.800 Salafisten zählt man in NRW — zuletzten haben etwa 70 davon in Wuppertal bei einer Demonstration von sich reden gemacht.

Mit dem bergischen "Wegweiser", der an der Höhne 20 in Wuppertal seine Adresse hat, gibt es jetzt die vierte Anlaufstelle im Land. Die Erfahrungen aus Düsseldorf, Bochum und Bonn sprechen von etwa 40 Hilfesuchenden pro Woche — und von rund 30 Jugendlichen, mit denen sich die "Wegweiser"-Sozialarbeiter beschäftigen. Immer dann, wenn Freunde, Familie, Lehrer oder sonst jemand aus dem Umfeld eines Jugendlichen (es geht zu 98 Prozent um junge Männer) merkt, dass das Abrutschen in den gewaltbereiten Extrem-Islamismus droht, kommt "Wegweiser" ins Spiel.

In Wuppertal gibt es drei Gesprächspartner vor Ort — zwei Männer und eine Frau. Alle sind Muslime sowie entweder Sozialpädagogen und/oder Islamwissenschaftler. Ihre Sprachkompetenz erstreckt sich über Deutsch, Arabisch und Türkisch bis hin zu Französisch und Englisch.
Sie sind nicht nur ganz offen und mit der festen Zusicherung von Datenschutz und Vertraulichkeit ansprechbar. Auch gezielte Info- und Workshop-Aktionen, beispielsweise an Schulen, wird es geben. Entscheidend dabei: Informationen zu transportieren — zu zeigen, was Salafismus wirklich ist, und wie gravierend er sich vom friedliebenden Islam unterscheidet.

Innenminister Ralf Jäger machte klar: "Bei 'Wegweiser' geht es darum, Jugendliche immun zu machen gegen die scheinbar so großartigen Verlockungen einer extremistischen Ideologie. Das bloße Verbieten bringt nicht viel." Die "echten Hardcore-Salafisten", so der Minister weiter, seien nicht die Zielgruppe von "Wegweiser": "Um die kümmern sich die Sicherheitsbehörden." In der Beratungsstelle, die für Wuppertal, Remscheid und Solingen gleichermaßen zuständig und in der Trägerschaft der drei Kommunen organisiert ist, gehe es darum, gefährdete Jugendliche möglichst früh im Vorfeld zu erreichen.

Auch wer aus der Salafismus-Szene aussteigen will, kann sich an "Wegweiser" wenden und findet kompetente sowie verschwiegene Gesprächspartner. Trotzdem: Die Prävention steht klar im Vordergrund. Durch ein umfassendes Informations- und Betreuungsnetzwerk soll die Szene "ausgetrocknet" werden.

Das "Wegweiser"-Büro an der Höhne 20 ist telefonisch unter (0202) 478 589 13 zu erreichen. Internet: www. wegweiser@wuppertal.de