„Wir sind einfach da“
Der Name "Chance! Wuppertal" klingt sperrig, doch er ist Programm: Das "Haus des Teilens" ist im Herbst 2014 von der Heinrich-Böll-Straße 258 zur Bornscheuerstraße 30, in die Räume des Ex-Kindergartens St. Paul umgezogen.
Darüber ragt die gleichnamige Kirche.
Auch wenn das Haus nach seinem Gründer nur kurz und bündig "Stobbe" heißt, verbirgt sich dahinter ein wichtiges menschliches Ziel. Pater Joachim Stobbe: "Wir teilen Zeit und Wissen mit jungen Menschen, die wir durch Hausaufgabenhilfe von der Grundschule bis zum Abitur begleiten." Dabei ist der Anlaufpunkt am Fuß von Klingholzberg, Hilgers- und Köttershöhe von Migrantenerfahrung geprägt. Durch Bildung und Ausbildung sollen die Kinder von zugewanderten Familien in die Gesellschaft integriert werden.
Einrichtungsleiter Thomas Willms antwortet auf die Frage nach dem Erfolgsgeheimnis: "Entscheidend ist unsere Präsenz. Wir sind einfach da und neugierig auf die Jugendlichen, die wir treffen und kennenlernen. Vielleicht ist es auch der kritische Blick auf das, was sich in unserer Gesellschaft tut. Nicht nach unten treten, sondern solidarisch Hilfe zur Selbsthilfe leisten." Willms, Jahrgang 1963, weiter: "In unserer Arbeit haben wir viele tolle und wunderbare Freunde gefunden. Gelegentliche Müdigkeit wird durch Begegnungen aufgewogen, die Frische und Kraft geben."
Für die Katholiken Stobbe und Willms ist das Miteinander verschiedener Religionen kein Problem. Willms: "Für Franziskus von Assisi war vor über 800 Jahren der Koran ebenfalls ein heiliges Buch, ein Wort Gottes. Toleranz ist Ehrfurcht vor Gott und den Menschen."
"Chance! Wuppertal" ist eine Initiative, die 1976 vom franziskanischen Arbeiterpriester Joachim Stobbe in einer Wuppertaler Obdachlosensiedlung ins Leben gerufen wurde. 2011 schloss sich der Verein "vision:teilen" an, der sich als Träger um die Rahmenbedingungen der heutigen Arbeit kümmert. Neben Hausaufgabenhilfe gibt es eine Kinderkochgruppe, monatliche Diskussionsforen für Jugendliche, wöchentliche Lebensmittelausgabe an über 140 Haushalte, Ferienfreizeiten, Aktionen, Naherholungs- und Schwimmangebote sowie Sozialberatung. Täglich nutzen beispielsweise 130 Schüler die Hausaufgabenhilfe.
Da "Chance! Wuppertal" ausschließlich von Spenden lebt, müssen pro Monat rund 3.500 Euro gesammelt werden. Das sind knapp 27 Euro pro Schüler. Die Niedrigzinsphase hat auch dazu geführt, dass Stiftungen weniger Geld ausschütten. Deshalb ist das Erschließen neuer Geldquellen eine anstrengende Aufgabe. Thomas Willms: "Wir sind für jede kleine und große Hilfestellung dankbar."
"Haus des Teilens", Bornscheuerstraße 30, Telefon 769 783 66, E-Mail:
chance.wuppertal@googlemail.com, Web: www.chance-wuppertal.de.