Nur noch vier Steinkauze Heimische Arten sterben aus

Wuppertal · Die Biologische Station Mittlere Wupper hat das Ziel, die Tier- und Pflanzen-Vielfalt im Städtedreieck zu erhalten. Ihr aktueller Bericht ist erschreckend.

Den Steinkauz gibt es nur noch vier Mal in Wuppertal.

Foto: https://commons.wikimedia.org/wiki/Athene_noctua?uselang=de#/media/File:Athene_noctua_(portrait).jpg

Die Zukunft ist für den Steinkauz in unserer Region womöglich eine ziemlich endliche Sache. "Der Steinkauz" — das steht im bergischen Städtedreieck für zwei weibliche und zwei männliche Exemplare. Mehr gibt es nicht. Die vier kleinen Eulen leben im Norden Wuppertals, es sind die letzten ihrer Art. "Noch könnten wir sie retten", sagt Jan Boomers. "Für sie ist es noch nicht zu spät."

Boomers ist keine Figur in einem Science-Fiction-Endzeit-Thriller, dem es um nicht weniger als um die Verhinderung einer Apokalypse geht. Er ist Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper und steht an diesem Tag vor einer kleinen Gruppe von Pressevertretern.

Während das Schicksal des Eisbären die ganze Welt umtreibt, wissen die meisten Menschen nicht, dass gerade, in unmittelbarer Umgebung Arten aussterben. Deshalb haben Boomers und sein Team die schwindende Vielfalt erstmalig dokumentiert. Laut ihrem Bericht werden rund 180 nachgewiesene Tiere und Pflanzen im Städtedreieck auf der roten Liste in der höchsten Gefährdungskategorie geführt. Und 20 Arten bei uns bereits als ausgestorben.
Dass noch mehr Arten für immer verschwinden, möchte die Biologische Station Mittlere Wupper verhindern. Unaufgefordert und mit Hilfe von vielen ehrenamtlichen Experten haben sie den Bericht auf die Beine gestellt und nun an die drei Großstädte geschickt. "Ich wünsche mir, dass wir runde Tische einrichten, an denen Forst- und Landwirte, Vertreter aus Politik und Verwaltung sowie Biologen konkrete Lösungen erarbeiten."

Für manche Art, die vor einigen Jahren noch gesehen wurde, scheint es zu spät. Der Kiebitz ist aus Wuppertal bereits verschwunden, in Remscheid leben wenige Exemplare. Und der Kuckuck zieht nur noch über die bergischen Wälder, zum Nisten lässt er sich hier nicht mehr nieder. Von Dutzenden Insekten und Pflanzen ganz zu schweigen.

Dass Artensterben lokal zumindest aufgehalten werden kann, davon erzählen 60 Kammmolche, die nahe der Justizvollzugsanstalt in Ronsdorf leben. Dabei musste ihr Lebensraum 2009 dem Bau des Gefängnisses weichen. Vorher sammelten Boomers und seine Kollegen die Tiere ab, ein Ersatzgewässer wurde geschaffen. Regional gilt die Molchart immer noch als vom Aussterben bedroht, in Wuppertal hingegen freuen sich die Biologen über eine wachsende Kolonie. Boomers wünscht sich mehr dieser positiven Geschichten erzählen zu können, zum Beispiel über den Steinkauz. "Dafür müssen wir die Chance ergreifen, solange die Tiere noch da sind." Denn eine Art zurückholen, das können auch er und seine Kollegen nicht.