Kornelia Rudolph ist ehrenamtliche Hospizhelferin Sie begleitet Menschen bis zum Schluss

Wuppertal · Wie es sich anfühlen kann, dem Tod zu begegnen, diese Frage beantwortet Kornelia Rudolph mit der Geschichte einer anderen Frau. Die Frau sitzt am Bett ihrer Mutter. Und als endlich der Augenblick der Erlösung kommt, ist das ein wirklich schöner Moment.

Kornelia Rudolph liebt das Leben, und ihr Ehrenamt.

Foto: privat

Im Bauch der Tochter schlagen Dutzende Schmetterlinge mit den Flügeln. Sie erzählt Kornelia Rudolph davon und Kornelia Rudolph kann sie verstehen. Der Tod, sagt die Hopizhelferin, sei nichts Abstraktes — und vielleicht hat die Tochter ihre Mutter in diesem Moment ein Stück begleitet. Das sei ja etwas Schönes. Auch ihr als Hospizhelferin gibt der Tod viel, vor allem Lebensfreude.

Kornelia Rudolph ist 51 Jahre alt und seit rund zehn Jahren ehrenamtliche Hospizhelferin. Ihre Ausbildung machte sie, nachdem ihr Sohn bei der Geburt gestorben war, aber das, sagt sie heute, war der Auslöser, nicht die Ursache, der sie zu ihrem Ehrenamt gebracht hat. Seitdem begleitet die vierfache Mutter für den Caritasverband und für den Christlichen Hospizdienst im Wuppertaler Westen Menschen und deren Angehörige auf ihrem letzten Weg. In diesem Jahr hat Kornelia Rudolph zwei Menschen betreut.

Der Junge ist sechs Jahre alt, besucht die Grundschule und sitzt im Rollstuhl. Ihm fehlt ein Enzym und er wird sterben, weiß Kornelia Rudolph über das Kind, um das sie sich kümmert, damit seine Mutter sich einmal eine Auszeit für sich und seine Schwester nehmen kann. Der Sechsjährige ist herrlich normal und eine echte Quasselstrippe. Die Nachmittage, die Kornelia Rudolph mit dem Jungen verbringt, sind schön und unbeschwert. Im Sommer saß sie häufig neben ihm im Garten, während der Junge die Leichtigkeit des Seins in einem kleinen Pool genoss.

Die Frau war über 80 Jahre alt. Der Krebs saß ihr im Gesicht und trotzdem rauchte sie bis zum Schluss drei Zigaretten am Tag. Sie war von zünftigem Charakter, harte Tage als Schaustellerin lagen hinter ihr, das Leben macht ihr schon lange nichts mehr vor. "Mit Gott hab' ich nix zu kriegen", hat sie einmal zu Kornelia Rudolph gesagt. Später bat sie ihre Hospizhelferin, mit ihr ein christliches Lied zu singen. Sie sangen die "Irischen Segenswünsche", dann "Von guten Mächten" und sprachen gemeinsam das Vaterunser. "Die, die nicht glauben, glauben oft doch", sagt Kornelia Rudolph. Viele Menschen suchen heute in den unterschiedlichsten Religionen ihr individuelles Bild von Gott zusammen. So habe auch jeder sein Bild vom Ende, das sich im Lauf eines Lebens häufig wandle, hat die Hospizbegleiterin erfahren.

Die 80-Jährige ist inzwischen gestorben. Den Sechsjährigen, den sie derzeit nur ab und zu besucht, wird Kornelia Rudolph häufiger sehen, bis auch er irgendwann aus seinem und aus ihrem Leben treten wird. Traurig mache sie das nicht. Sie vermisse aber die Gespräche mit der alten Schaustellerin. Jede Begegnung gibt ihr etwas. Ein ständiges Lernen. Nicht über den Tod, aber über das Hier und Jetzt.

"Das Schöne an dem Ehrenamt als Hospizbegleiterin ist, dass man ganz frei entscheiden kann, wie viel Zeit man investieren und welche Menschen man betreuen möchte", sagt die 51-Jährige. Niemand werde zu etwas gedrängt. Sie selbst hat noch einen Minijob in einer Demenz-WG, in ihrer Freizeit macht sie jede Menge Sport, geht ins Fitnessstudio, joggt und wandert.

So viel Bewegung, um länger auf dieser Welt zu bleiben? "Nein, ich hab' einfach Spaß am Gesunden", sagt sie fröhlich. An ihren eigenen Tod formuliert sie bescheidene Wünsche. Lieber Krebs als Demenz. Tschüss sagen zu können, das wäre schön. Und sie möchte nicht verbrannt werden. "Das ist mir zu heiß", sagt sie. Die Sache mit den Würmern sei zwar auch nicht schön. "Aber dann bin ich nun mal Kompost und aus mir wächst irgendwann ein Blümchen." Ja, der Tod gehört zum Leben dazu, weiß sie. Und irgendwie ist es gerade deshalb nicht endlich.

Die Caritas-Hospizdienste laden für Dienstag, 9. Oktober, um 18 Uhr zu einem Info-Abend in ihre Schulungsräume an der Laurentiusstraße 9 in Elberfeld ein. Der eigentliche Befähigungskurs beginnt am 30. Oktober. Informationen darüber gibt es vorab unter der Telefonnummer 890 36 310.

Beim Christlichen Hospizdienst im Wuppertaler Westen läuft derzeit ein Kurs. Wenn sich genug Interessierte finden, startet der nächste Durchgang im Februar. Interessierte können sich jetzt bereits bei Christel Brinkmann per Mail an brinkmann@christlicher-hospizdienst.de oder unter Telefon 278 15 08 melden.