Gasexplosion in Wuppertal Angeklagter bittet um Vergebung

Wuppertal · Ein 54 Jahre alter, früherer Bewohner eines Hauses an der Lenneper Straße im Stadtteil Heckinghausen bittet alle Nachbarn, die Rettungs- und Einsatzkräfte um Verzeihung - "so weit das geht". Mit dieser Erklärung durch Verteidiger Dr. Peter Wülfing begann das Landgericht am Mittwochmorgen (30.

Januar 2019) seinen Prozess um die nächtliche Explosion in Heckinghausen am 23. Juni 2018.

Der Verteidiger sagte für den 54-Jährigen: Er habe sich zu sterben entschlossen gehabt. Er habe Erdgas aus dem Heizungsnetz einatmen wollen. Dazu habe er sich einem Bekannten eine Zange geliehen und die Leitung von einem Ofen in seiner Wohnung gelöst: "Dann hat er sich hingesetzt und darauf gewartet, müde zu werden. Er muss auf die Idee gekommen sein - wie weiß er auch nicht - eine Zigarette rauchen zu wollen. Die hat er dann wohl, entsprechend seiner Gewohnheit, mit seinem Feuerzeug angezündet."

Wie durch ein Wunder wurde niemand getötet. Fünf Personen erlitten schwere Verletzungen. Ein Bewohner einer Nachbarwohnung soll auf die Straße geschleudert worden sein. Das Haus brannte aus und stürzte ein. Der Angeklagte kam selbst mit schweren Verletzungen in eine Klinik. Während der Sitzung betreuen ihn Pfleger. Die Staatsanwaltschaft wertet das Geschehen als 21-fachen Mordversuch: Der Angeklagte habe wissentlich das Leben seiner teils schlafenden Nachbarn riskiert.

Der Angeklagte beantwortete Nachfragen des Gerichts und schilderte ein Leben, das über Jahre von Tabak- und Alkoholkonsum geprägt gewesen sei. Zuletzt am Vortag habe er seine getrennt lebende Frau gebeten, zu ihm zurückzukehren. Er schäme sich und wisse, dass ihn Strafe erwartet.

Die Richter haben zunächst sieben Verhandlungstage bis Mitte März vorgesehen, für die Aussagen von Zeugen und Gutachtern. Laut Gericht ist ein Opfer nicht mehr in der Lage, selbst auszusagen. Der Mann lebe in einem Pflegeheim.