Fakten, Infos, "Dönekes"

150 Menschen kamen Samstag (7. Februar 2015) zur Baustellenführung an den Döppersberg. Ein Rundgang mit Neugier und Vorbehalten.

Der große Andrang bei der Döppersberg-Baustellenführung zeigt: Die Wuppertaler wollen wissen, was rund um den Hauptbahnhof los ist.

Foto: Jens Grossmann

Jürgen Holzhauer weiß, wie er sich Gehör verschaffen kann. Für Sonderfälle hat er immer ein kleines, weißes Megaphon im Gepäck, mit dem er Fakten, Infos und "Dönekes" an den Zuhörer bringt. Vergangenen Samstag gibt es so einen Sonderfall: Etwa 150 Menschen haben sich rund um den Eingang des City-Centers an der Schloßbleiche versammelt, um mit Stadtführer Holzhauer die erste öffentliche Baustellenführung über den Döppersberg mitzumachen.

Das letzte Mal, dass der erfahrene Stadtkenner eine ähnlich große Menge durch die Gegend geleitet hat, ist lange her. Vor Jahren gab es eine ebenfalls sehr gut besuchte Führung bei einem Theaterfestival rund ums Schauspielhaus, erinnert sich der 72-Jährige, der im Auftrag von Stadt und Wuppertal Marketing auf Mission ist. "Die Bürger sollen abgeholt werden", sagt Holzhauer. Gerade so, wie er das bei seiner Führung tut — damit die Menschen das millionenschwere Bauprojekt im Herzen der Stadt verstehen, und um Missverständnisse oder gar Verdruss gegenüber der Dauerbaustelle zu minimieren. Es ist die größte innerstädtische Baustelle in Nordrhein-Westfalen, sagt Holzhauer später.

So mancher Vorbehalt ist dabei nicht einfach auszuräumen. Viel diskutiert wird darüber, dass die Reisenden am Bahnhof aktuell auf Kiosk, Bäcker und Kaffee verzichten müssen. "Warum hat der Oberbürgermeister das nicht vorab mit der Bahn geklärt?", fragt ein älterer Herr — und erntet breite Zustimmung. Holzhauer beteuert, dass er neutral sein müsse, aber auch, dass er Fragen weiterleiten werde.

Der Rundgang führt über die erst Anfang Januar installierte Übergangs-Brücke zum Vorplatz der alten Bahndirektion, in dem Investor Uwe Clees bekanntlich ein Outlet-Center plant. Auch hier gehen die Meinungen in der Menge auseinander. Während Holzhauer gute Stimmung macht und viele Köpfe dazu nicken, diskutieren andere Gäste über "Übersättigung des Einzelhandels" und "fehlende Kaufkraft der Wuppertaler".

Beim Gang über Gleis 1 wird es schließlich eng. Man kann sich gut vorstellen, wie mulmig es einem Reisenden werden kann, wenn ab Altweiber verkleidete Karnevalstruppen den schmalen Bahnsteig entern. Also schnell weiter zum Aussichtspunkt am Intercity Hotel. Von hier ist der Blick umso besser. Und der stechend kalte Wind ist in der strahlenden Sonne leichter zu ertragen. Die Temperaturen haben sicherlich dazu beigetragen, dass die Gruppe nach anderthalb Stunden merklich geschrumpft ist.

"Denken Sie an andere Großbaustellen in Deutschland. Es ist unmöglich, die Baukosten zu kalkulieren", sagt Holzhauer als Schlusswort. Gleichwohl rechne er persönlich damit, dass die Kosten noch steigen werden.

Dann löst sich die Runde auf, der heiße Kaffee wartet. Wer, wie einer der Teilnehmer, "mehr Fakten und konkrete Zahlen" von der Führung erwartet hatte, geht vermutlich enttäuscht nach Hause. Wer einen Überblick über den Stand der Dinge bekommen und dabei gut unterhalten werden wollte, dürfte sich wohlgefühlt haben.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)