Wuppertaler Frauenhaus: "Unsere Zimmer sind nie lange leer"

Das Wuppertaler Frauenhaus gibt es seit 35 Jahren. Nach einem schwierigen Start ist die Einrichtung heute anerkannt — und immer noch bitter nötig.

„Viele Frauen ertragen häusliche Gewalt über Jahre“, sagen Katrin Weber (links) und Kornelia Dörning vom Frauenhaus. In der Sparkasse ist bis Ende Februar eine kleine Ausstellung über die Arbeit des Frauenhauses und der Beratungsstelle zu sehen.

Foto: Jens Grossmann

"Häusliche Gewalt? Nein, die gibt es bei uns nicht!" Als der "Verein zum Schutz misshandelter Frauen" 1979 Verhandlungen mit der Stadt führte, die ein Jahr zuvor angemietete Wohnung für misshandelte Frauen zu unterstützen, da fiel die Antwort recht ernüchternd aus. Ein Bedarf wurde gar abgesprochen. "Es war ein schwerer Kampf in den Anfangsjahren", sagt Kornelia Dörning. Gelungen ist es den engagierten Frauen damals dennoch, aus der einen Wohnung, in der die Frauen Unterschlupf fanden und die schnell zu klein wurde, ein ganzes Frauenhaus zu realisieren. 1980 konnte man in der Varresbeck ein Haus anmieten, in dem das Frauenhaus bis zum Umzug 2007 untergebracht war.

35 Jahre sind vergangen, der Verein "Frauen helfen Frauen", das Frauenhaus und die Beratungsstelle sind heute längst etabliert und zeigen derzeit in einer kleinen Ausstellung im Foyer des Sparkassenhochhauses auf Plakaten Historisches und Aktuelles zu ihrer wichtigen Arbeit.

Seit Jahren ist das Frauenhaus konstant ausgelastet. "Unsere Plätze sind schnell wieder belegt, unsere Zimmer nie lange leer", erklärt Katrin Weber vom Frauenhaus. Zehn Plätze gibt es dort für Frauen, zehn bis zwölf für ihre Kinder. 2014 nahmen 96 Frauen mit 85 Kindern das Angebot wahr. "Die meisten bleiben zwischen zwei und drei Monate bei uns", erzählt Weber.

Gewalt, das machen Weber und Dörning klar, gebe es in alles gesellschaftlichen Schichten. "Nur die Möglichkeiten, daraus auszubrechen, sind verschieden." Dass Migrantinnen öfter im Frauenhaus Hilfe suchen, liege daran, dass sie auf viel mehr Unterstützung angewiesen sind, da sie kaum Kontakte haben und oft die Sprache nicht gut beherrschen. In der Beratungsstelle sei die Zielgruppe dagegen breiter gefächert — auch Frauen aus Akademikerkreisen zählen dazu.

Ganz kostenlos ist die Zuflucht im Frauenhaus jedoch nicht: Zu zahlen sind 4,45 Euro pro Person und Tag. Um die Kosten zu decken, muss der Förderverein jährlich 20.000 bis 40.000 Euro aufbringen. "Die Stadt unterstützt uns im Rahmen ihrer Möglichkeit", sagt Kornelia Dörning. "Aber es reicht einfach nicht", berichtet Katrin Weber: "Spenden sind daher immer willkommen."

(Rundschau Verlagsgesellschaft)