Landesprogramm "Gute Schule 2020" weckt Hoffnungen "Das ist eine Riesenchance"
Wuppertal · Wenn sich Unternehmen zu kreativen Workshops treffen, dann wählen sie dafür optimal gestaltete und ausgestattete Räume, weil sie wissen, dass sie so effizienter arbeiten. Wenn Kinder morgens in die Schule gehen, dann haben sie Glück, wenn die nötigsten Dinge vorhanden und in Schuss sind.
Oft sind die Gebäude jedoch in einem beklagenswerten Zustand. Das Geld aus dem Landesprogramm "Gute Schule 2020" weckt da große Hoffnung. Auch an der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule.
Zu alt, zu eng, zu schäbig: In vielen Teilen der "Else", wie die Schule am Ostersbaum liebevoll genannt wird, müsste dringend etwas verbessert werden. Da sind sich Schulleiterin Dorothee Kleinherbers-Boden, Hans-Uwe Flunkert, Leiter des Gebäudemanagements (GMW), und Schuldezernent Stefan Kühn einig. Doch obwohl das GMW in den vergangenen Jahren bereits viele Schulen energetisch, brandschutztechnisch und in Sachen Barrierefreiheit auf einen guten Stand gebracht hat, ist der Sanierungsstau noch nicht behoben. Der Zeitplan sieht eine Sanierung der Else jedoch erst für 2021 vor. Fünf Jahre, die der Schulleiterin einfach zu lang sind. "Das Hauptgebäude ist seit 30 Jahren nicht saniert worden", sagt Kleinherbers-Boden. Das sei eindeutig zu lang. "Denn Leidtragende sind dabei die Kinder."
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Keine Frage. Auf dem Flur sitzen Schüler an Tischen und arbeiten. "Weil ein Aufenthaltsraum fehlt, in dem die Oberstufenschüler ihre Freistunden verbringen können", erklärt die Pädagogin. Die Klassenräume streichen Lehrer und Eltern mittlerweile selbst. Die Mensa hat mehr als 22 Jahre auf dem Buckel, was man vor allem dem Mobiliar ansieht. Tischplatten sind zum Teil abgeblättert, Stuhlbeine so abgenutzt, dass das Parkett bereits darunter gelitten hat. Von einem zweiten Schalter für die Essensausgabe und einem größeren Kiosk will Dorothee Kleinherbers-Boden gar nicht erst reden.
Viele Klassenräume sind schlichtweg viel zu klein für rund 30 Schüler. In ihnen ist es unerträglich stickig. In manchen Räumen lässt sich nur noch ein Fenster öffnen, daher muss die Tür zum Flur offen bleiben. Keine ideale Lernatmosphäre. "Als wir letzte Woche 30 Grad hatten, war das kaum auszuhalten."
Für die Schulleiterin sind diese Mängel nicht nur Marginalien. "Der Raum", sagt sie, "ist der dritte Erzieher. Und man kann immer wieder beobachten, dass sich die Schüler in der renovierten Dependance an der Windstraße ganz anders verhalten und mit allem viel sorgsamer umgehen als dort, wo das Umfeld heruntergekommen ist." Daher hofft sie, dass durch das Geld des Landes ihre Schule vielleicht früher saniert werden kann.
Ob diese Hoffnungen berechtigt sind? "Über den Zustand der Schule müssen wir nicht diskutieren", sagt Hans-Uwe Flunkert. "Aber so wie die Else bitten nun viele Schulen darum, vorgezogen zu werden." Auch die Gesamtschule Langerfeld, das Gymnasium Am Kothen oder die Hauptschule Wichlinghausen seien in einem ähnlichen Zustand. Und neben der Geldfrage sei dies auch eine Frage von Personal. "Wir haben Kapazitäten, um im Jahr 55 Millionen Euro in Schulen zu verbauen", so Flunkert. "Wenn es mehr wird, fehlen uns die Leute."
Bei der Stadt geht man davon aus, dass rund 50 Millionen Euro aus dem Landesprogramm "Gute Schule 2020" in den kommenden vier Jahren nach Wuppertal fließen werden. Die Liste an notwendigen Sanierungsmaßnahmen beläuft sich bei der Stadt jedoch schon auf 88 Millionen. Dennoch: "Das ist eine Riesenunterstützung für die Kommunen", freut sich Stefan Kühn. Denn das Geld darf ohne Eigenanteil mit der Planungssicherheit über mehrere Jahre und mit einem breiten Verwendungszweck — Neubau, Umbau, Sanierung und IT-Ausstattung — ausgegeben werden. Wer aber wann von dem Geld profitiert, darüber müssen sich die Beteiligten noch beraten. Eine Entscheidung darüber wird dann im Betriebsausschuss Gebäudemanagement und im Schulausschuss getroffen werden. Kühn: "Das ist eine Riesenchance für Wuppertal."