Erinnerung an Christian Quadflieg In Wuppertal nannte er sich Christian Urs

Wuppertal · Er war der erste Landarzt im ZDF, seinen Tatort „Reifeprüfung“ sahen 25 Millionen Menschen, bis zuletzt unternahm er zahlreiche Rezitations-Touren: In diesem Sommer starb Christian Quadflieg im Alter von 78 Jahren. Begonnen hat er seine Schauspielkarriere in Wuppertal, wo er auch seine Frau kennenlernte.

In der Serie „Der Landarzt“ heiratete Christian Quadflieg 1990 seine TV-Partnerin Gila von Weitershausen. In der Bildmitte der bekannte Schauspieler Heinz Reincke, der 2011 verstarb.

Foto: ZDF/Reginald Naumann

Als Christian Quadflieg 1969 nach Wuppertal kam, nannte er sich Christian Urs. Damit wollte er sich von seinem berühmten Vater Will Quadflieg abnabeln, einem der ganz großen deutschsprachigen Mimen dieser Zeit. Dem TV-Publikum war er aus dem Klassiker „Der große Bellheim“ bekannt.

Vermittelt hatte ihn der seinerzeit ebenfalls in Wuppertal tätige Schauspieler und Kabarettist Kurt Weinzierl. Quadflieg erinnerte sich: „Die Monatsgage betrug 1.200 Deutsche Mark.“ Der karge Lohn wurde aber durch andere, für einen jungen Schauspieler wichtige Dinge ausgeglichen.

So stand er am Wuppertaler Schauspielhaus mit der Theaterlegende Bernhard Minetti auf der Bühne. „Vor der Nacht“ hieß das Stück von David Rudkin, das seine deutsche Erstaufführung erlebte.

Nachhaltigen Eindruck machte auf Quadflieg dabei aber auch die Kollegin Renate Reger – fünf Jahre später heirateten die beiden. In der populären ZDF-Serie „Der Landarzt“ trat Renate Reger als Ehefrau Ina von Heinz Reincke alias Pastor Eckholm auf. Die Hauptrolle spielte hingegen ihr echter Ehemann als Landarzt Karsten Mattiesen. Es war eine der vielen TV-Rollen, die Christian Quadflieg zu großer Popularität verhalfen.

Die Wuppertaler Bühnen verließ Quadflieg nach zwei Jahren in Richtung Basel. „Meine letzte Aufgabe für die Wuppertaler Bühnen leistete ich aber in Berlin. Die Inszenierung von Wedekinds ‚Schloss Wetterstein’ durch Intendant Arno Wüstenhöfer war zum renommierten ‚Theatertreffen’ eingeladen worden. Als Regieassistent betreute ich die Aufführung mit den Hauptdarstellern Ursula von Reibnitz, Renate Reger und Karl-Heinz Vosgerau“, erinnerte sich Christian Quadflieg in einem Interview für die Serie „Sprungbrett Wuppertal“ in der Wuppertaler Rundschau.

Während der Jahre im Tal lebte Quadflieg in einer kleinen Wohnung in der Spichernstraße in der Nähe des Steinbecker Bahnhofs. Über die Zeit damals sagte er: „Es war für mich eigentlich eine sehr umtriebige Phase. So oft ich konnte, fuhr ich zur Fortbildung in die Schauspielschule Bochum. Atem- und Sprechtechnik, Fecht- und Körpertraining verlangen ständige Übung.“ Und zwischen Probe und Abendvorstellung lockte dann noch der WDR nach Köln. Der Nebenverdienst beim Hörfunk war eine begehrte Überlebenshilfe. Schließlich musste nicht nur die Miete bezahlt werden, denn so mancher Abend wurde in der „Palette“ auf dem Sedansberg verbracht.

Jahre später trat Christian Quadflieg noch einmal auf der Bühne des Schauspielhauses auf. „Gemeinsam mit Veronika Ferres und Otto Sander las ich auf Einladung der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft aus den Werken der sogenannten verbrannten Dichter“, berichtete er von seinem letzten Gastspiel in Wuppertal.

Trotz seiner vielen Serienrollen schrieb Christian Quadflieg mit einem anderem Auftritt Fernsehgeschichte: Es war die Rolle des Lehrers Fichte im Tatort „Reifezeugnis“ mit der damals 16-jährigen Nastassja Kinski aus dem Jahr 1977. Dieser Tatort unter der Regie von Wolfgang Petersen ist mit einer Einschaltquote von 25,5 Millionen einer der erfolgreichsten TV-Krimis aller Zeiten in Deutschland.