Wuppertaler Initiative Bündnis gegen Armut: Erste Ergebnisse
Wuppertal · Im September 2017 hat Wuppertal auf Initiative von Oberbürgermeister Andreas Mucke ein Bündnis gegen Armut ausgerufen. Fünf Arbeitsgruppen gingen an den Start, um auszuloten, wie die Stadtgemeinschaft gegen Armut und ihre Folgeerscheinungen angehen kann.
Nun wurde in der Aula der Laurentiusschule eine erste öffentliche Bilanz gezogen.
Zum Auftakt des Abends bedankte sich Mucke bei den Mitgliedern der Arbeitsgruppen: "Sie haben viel Energie und Herzblut investiert und intensiv die Themenschwerpunkte diskutiert, alles neben ihrer eigentlichen Arbeit. Wir nehmen heute viele Aufträge mit, aber dafür sind wir ja hier." Ein Steuerungsgremium mit den Moderatoren der Arbeitsgruppen soll die Vorschläge prüfen, Fördermöglichkeiten klären und für noch bessere Vernetzung sorgen", erklärte der OB. "Im September sind alle wieder zu einem öffentlichen Plenum eingeladen, in dem wir weitere Themen vorstellen möchten."
Aus den Präsentationen der Akteure wurde deutlich: Wuppertal ist mit vielen Hilfe- und Beratungsangeboten zur Vorbeugung und Bekämpfung von Armut schon gut aufgestellt. Wichtiges Ziel aller Arbeitsgruppen ist es, diese Anlaufstellen in den Stadtteilen bekannter zu machen, die verschiedenen Träger untereinander noch besser zu vernetzen und Armutsrisiken, wie etwa Langzeit-Arbeitslosigkeit, Krankheit oder fehlende Sprachkenntnisse zu bekämpfen.
So will der Oberbürgermeister zum Beispiel mit dem Jobcenter gezielt Unternehmen ansprechen, um neue Perspektiven für die 14.000 Menschen zu finden, die in Wuppertal länger als vier Jahre arbeitslos sind. Unter dem Arbeitstitel "lokal & fair" sollen der Wirtschaft die Fördermöglichkeiten und Eingliederungshilfen für die Einstellung von Langzeitarbeitslosen präsentiert und diese bei ihrem Neustart durch Coaches begleitet werden.
Vorschläge aus den Arbeitsgruppen waren außerdem die Ausweitung der Stadtteilservices und der Angebote der Offenen Türen für Kinder und Jugendliche, der Einsatz von haupt- und ehrenamtlichen Sprachmittlern zur Begleitung von Migranten, eine Stärkung von Stadtteilkonferenzen und ehrenamtlichen Besuchsdiensten oder verbindliche Vorgaben an Bauträger für mehr Barrierefreiheit und sozialen Wohnungsbau.
Notwendig sei auch eine breite gesellschaftliche Diskussion, damit Armut kein Stigma ist und Betroffenen trotzdem Zugehörigkeit vermittelt werden kann. Gerade ältere Menschen müssten vor Isolation bewahrt und Kinder etwa durch kostenloses Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung gestärkt werden. Ein Schwerpunkt der Bündnisarbeit wird im Bereich Transparenz und Kommunikation liegen. So sollen zum Beispiel Senioren in den Arztpraxen Informationen über ihre Rechte und Beratungsangebote erhalten. Integrationsbeauftragte in den Schulen könnten migrantische Familien mit passgenauen Angeboten erreichen.
"Die Aufgabe braucht einen langen Atem", so Oberbürgermeister Andreas Mucke. An den 22 Vorschlägen werde nun engagiert gearbeitet. "In den nächsten drei Monaten bis September wollen wir erste Schritte umsetzen, Finanzierungen klären, Fördergelder besorgen, die Stadtteilkonferenzen einbinden. Es ist eine Menge zu tun." Ab September soll die Bündnisarbeit mit halbjährlichen Schwerpunktthemen weitergehen.