Interview: Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz über neue Projekte und Eisbärhaltung "Botschafter für Klimawandel"
Wuppertal · Auch im kommenden Jahr soll es im Grünen Zoo Wuppertal neue Attraktionen für die Besucher geben. Außerdem werden die Eisbären Anori und Luka vorerst im Tal bleiben. Darüber sprach Zoodirektor Dr. Arne Lawrenz mit Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä.
Rundschau: Auf was kann sich der Besucher im kommenden Jahr freuen?
Lawrenz: Die Kinder bekommen ihren Wasserspielplatz, alle Genehmigungen liegen jetzt vor. Die Arbeiten können nun starten. Außerdem wird die neue Anlage für die Schneeleoparden und die Milus fertig. Hinter den Kulissen können wir 400.000 bis 600.000 Euro investieren, um neue Sozialräume, Duschen und Spinde für die Mitarbeiter anzulegen. Und natürlich laufen die Planungen für das "Aralandia", die neue Anlage für Papageien, die der Zooverein finanziert, auf Hochtouren.
Rundschau: Wie sieht es in Sachen Fuhlrott-Campus aus?
Lawrenz: Das städtische Gebäudemanagement erarbeitet erste Pläne für einzelne Bereiche, mit denen wir dann konkret auf Sponsoren zugehen können. Außerdem haben wir uns das "Mikropia" in Amsterdam angesehen, wo es sehr gut gemacht um Mikroorganismen geht.
Rundschau: Wird es nochmals Nachwuchs bei den Tigern geben?
Lawrenz: Ja, vielleicht. Tigerin Mymoza war rollig, mit den Spermien des recht aggressiven Katers Mandschu ist sie künstlich befruchtet worden. Jetzt müssen wir abwarten.
Rundschau: Im vergangenen Jahr gab es die Überlegung, mit den Eisbären Anori und Lars an einer Stress-Studie teilzunehmen. Gibt es da schon Ergebnisse?
Lawrenz: In Sachen Stressforschung stehen wir noch ganz am Anfang, lernen immer mehr, dass wir immer weniger darüber wissen. Wissenschaftlich war diese Studie nicht haltbar, hätte keine klaren Fakten geliefert, die uns in der Entscheidung über die Eisbärenhaltung geholfen hätten. Muss Stress immer negativ sein? Gibt es positiven Stress? Wann steigt das Stresshormon Cortisol? Fragen, auf die wir noch keine klaren Antworten haben. Bei Waranen kann man das Stresshormon wunderbar in der abschuppenden Haut nachweisen und messen, erhält jedoch von unterschiedlichen Körperstellen unterschiedliche Ergebnisse.
Rundschau: Dann wird es in Wuppertal weiterhin Eisbären geben?
Lawrenz: Generell stehe ich absolut zu den Eisbären, aber nicht um jeden Preis. Langfristig möchte ich so nicht weitermachen. Im kommenden Jahr werden wir die Möglichkeiten aufzeigen, wie es weitergehen könnte. Mit einer neuen Anlage, die durch mehrere Stallungen und Außengehege ausreichend Rückzugsmöglichkeiten für die Tiere bietet, sich aber auch optisch dem Zoo anpasst.
Rundschau: Das wird sicherlich recht teuer werden?
Lawrenz: Ja, aber eine halbherzige Lösung bringt uns nicht weiter. Wenn ich den Eisbären als Botschafter für den Klimawandel präsentiere, muss die Anlage energetisch nachhaltig sein, sonst kann ich die Geschichte nicht transportieren. Außerdem muss ich aufzeigen, was wir tun können, um den globalen Temperaturanstieg aufzuhalten. Wenn wir wissen, wie teuer eine solche Anlage werden wird, setzen wir uns ein Zeitfenster, in dem wir versuchen, Sponsoren zu gewinnen.
Rundschau: Sollten Anori und Lars nicht bei Eintritt der Geschlechtsreife abgegeben werden?
Lawrenz: Das ist nicht zwingend notwendig. Sie sind nicht miteinander verwandt. Und bisher hat die Aufzucht von Jungtieren in Wuppertal geklappt.