Rundschau: Herr Hensel, in Konzepten über den Zoo ist oft die Rede vom sogenannten „Zoo der Zukunft“. Angenommen, ich spaziere im November 2032 durch den Park. Was werde ich sehen?
Wuppertaler Zoo-Verein Weniger Tiere, mehr Artenschutz, neue Anlagen
Wuppertal · Weniger Tiere, mehr Artenschutz, neue Anlagen – und eine Bundesgartenschau, die wohl die gesamte Parkanlage prägen wird. Der Grüne Zoo Wuppertal ist im Wandel. Während die Zoodirektion die Inhalte setzt, macht einen Großteil der Umsetzung der Zoo-Verein möglich. Rundschau-Redakteurin Nina Bossy sprach mit dem Vorsitzenden Bruno Hensel über Veränderung, prominente Freunde – und 2.100 Menschen, die der Institution Zoo den Rücken stärken.
Hensel: „Er wird ziemlich unbelaubt sein, so wie gerade. Darüber hinaus werden Sie etliche neue Attraktionen sehen, die im Laufe der Bundesgartenschau und des 150-jährigen Zoo-Jubiläums entstanden sein werden. Eine Seilbahn, die über die Savanne der vergrößerten Elefanten-Anlage hin zur Sambatrasse schwebt, die neue Anlage ,Himalaya im Bergischen Land‘ sowie auch eine Gartenlandschaft, die durch die Bundesgartenschau noch attraktiver und gepflegter sein wird. Vor dem Zoo machen dann neue Parkhäuser das Ankommen viel bequemer, die Besucher werden viel besser durch das Zooviertel hin zum Grünen Zoo gelenkt.“
Rundschau: Es stehen riesige Meilensteine und Veränderungen an. Was ist das nächste Projekt, das den Zoo verändern wird?
Hensel: „Die neue Takin-Anlage, die im kommenden Frühling schon fertig sein wird. Auf 4.000 Quadratmeter werden auf dem Areal, das wir ,Himalaya im Bergischen Land‘ nennen, eine große Herde dieser seltenen Tiere aus Asien zu sehen sein. Gerade liefern die Kalkwerke Oetelshoven Hunderte Tonnen von Kalkstein, um eine Kletterlandschaft für die Tiere zu errichten. Die Klettergelegenheiten für die kleinen Besucher wurden übrigens dort bereits eröffnet. Der neue Naturspielplatz, der fast ausschließlich aus natürlichen Materialien wie Felsen und Baumstämmen errichtet wurde, ist schon seit September ein echter Besuchermagnet. Möglich ist dieser Umbau übrigens durch eine großzügige Spende von Dr. Jörg Mittelsten Scheid.“
Rundschau: Großzügige Spender und zahlreiche Mitglieder – so wird die Arbeit des Zoo-Vereins ermöglicht. Sprechen wir über die rund 2.100 Mitglieder. Warum begeistern sich so viele Menschen für den Grünen Zoo, und wie halten Sie die Leute bei der Stange?
Hensel: „Die Begeisterung hat viele Ursachen. Es ist die klassische Kindheitserinnerung, die bei vielen eine besondere Verbundenheit zu dem Park spüren lässt. Ein persönliches Lieblingstier oder eine Liebe zu unserer Parkanlage. Es werden aber auch immer mehr Menschen Mitglied, die unser starkes Engagement im Naturschutz besonders anspricht. Und bei der Stange halten – das machen wir durch unter anderem durch unser Programm, das Reisen und besondere Veranstaltungen bereithält.“
Rundschau: Eine dieser besonderen Veranstaltungen ist am kommenden Montag. Im Rahmen der Reihe „Zu Gast bei Freunden von Aralandia“, bei der Sie sogar schon Zoo-Promi Matthias Reinschmidt zu Gast hatten, wird nun Christoph Kiessling als Präsident der „Loro Parque Fundacion“ in der Glashalle der Sparkasse einen Vortrag halten.
Hensel: „Genau. Diese Reihe, die wir in der Glashalle veranstalten, ist wirklich ein besonderes Bonbon von Veranstaltung. Und Christoph Kiessling wird aus dem 50 Jahre alten Loro Parque auf Teneriffa, aber auch von seiner Arbeit im Natur- und Artenschutz berichten, die wir übrigens stark unterstützen. Mit dem Bau von Aralandia haben wir uns übrigens verpflichtet, insgesamt 100.000 Euro an die Stiftung zu zahlen.“
Rundschau: Neue Gebäude, die Pflege der Parklandschaft, starkes Engagement im Natur- und Artenschutz. Von außen ist oft nicht zu erkennen, wie intensiv der Zoo-Verein den Grünen Zoo mitträgt. Wie sehr können sie den Weg des Zoos mitbestimmen – und wie zufrieden sind Sie überhaupt mit der eingeschlagenen Richtung?
Hensel: „Die Aufgabe des Zoo-Vereins ist es nicht, der Direktion Vorgaben zu machen, sondern ihre Entscheidungen zu unterstützen und mitzutragen. Das haben wir bei Uli Schürer sowie auch bei Arne Lawrenz aus voller Überzeugung getan. Gleichwohl setzen wir uns auch zusammen und diskutieren. Der Zoo-Verein spricht dann aus der Besucherperspektive. Und entweder die Anmerkung findet Anklang oder die Zoodirektion hat gute Erklärungen. Alles in allem kann ich sagen, dass der Weg zu mehr Artenschutz und ,Mehr Platz für weniger Tiere‘ bei der großen Zahl der Mitglieder auf Zustimmung trifft.“
Rundschau: Zum Abschluss: Wenn Sie in den Zoo gehen, besuchen Sie immer …
Hensel: „… Aralandia. Aber wenn es am Wochenende im Zoo wuselig und voll ist, suche ich mir bewusst auch die stilleren Ecken aus. Und manchmal nach einem anstrengenden Arbeitsalltag schließe ich mich spontan noch an einer Abendführung an. Dann gehe ich anderthalb Stunden durch den Grünen Zoo und dann ist anschließend die Welt für mich immer wieder in Ordnung.“