Prozess in Wuppertal Angeklagter sagt vor Gericht nicht aus
Wuppertal · Eine Bluttat, bei der ein 23-Jähriger nach Stichen mit einer Schere starb, erschütterte im Oktober 2020 die beschauliche Gegend an der Unterbarmer Irmgardstraße. Jetzt steht der junge Mann vor Gericht, der sich kurz nach den Ereignissen der Polizei gestellt hatte.
Selbst von Ferne beobachtet muss es ein heftiger Streit zwischen einem 19-Jährigen und einem 23-Jährigen vor einer betreuten Unterkunft in der Irmgardstraße gewesen sein. Der gipfelte gegen 4 Uhr am frühen Morgen des 4. Oktobers 2020 in einer Scherenattacke des Jüngeren.
Der Ältere erlitt dabei schwere Verletzungen im Brustbereich, der Stich durchbohrte unterhalb des Herzens Leber und Milz. Unübersehbar der massive Blutverlust, der eine 25 Meter lange Blutspur zwischen Straße und Eingangsbereich des Heimes hinterlassen hatte. Zeugen werden darüber aussagen müssen, ob der Streit schon an der Straße begann, die Blutspuren könnten den Weg zum Eingang des Hauses gekennzeichnet haben, das der Getroffene zu erreichen suchte. Der Jüngere der beiden soll daraufhin ins Dunkel geflohen sein. Beobachter aus dem Heim, die zu Hilfe kamen, konnten den Rucksackträger recht genau beschreiben. Zur Hilfe kamen sie dem Opfer aber zu spät – sie fühlten keinen Puls mehr - und riefen die Polizei. Die habe schon öfter bei Randale von Jugendlichen im Drogenrausch dorthin ausrücken müssen, wie ein Polizeikommissar als Zeuge berichtete.
Seine Erste Hilfe mit Herzmassage war ein letzter Versuch, um den ihm als Dogenkonsument bekannten jungen Mann im Leben zu halten. Vergeblich auch die Unterstützung von Notarzt und Sanitätern. In der Klinik wurde der Tod des Schwerverletzten festgestellt. Der Blutverlust war so stark, dass es noch nicht einmal mehr möglich gewesen sein soll, eine Blutprobe zu nehmen, um daraus eventuellen Konsum von Betäubungsmitteln nachzuweisen.
Bei den Spurenermittlern am Tatort meldete sich dann eine Stunde später ein Mann mit blutigen Händen und bezichtigte sich der Tat. Er wurde umgehend festgenommen. Am Landgericht wird jetzt gegen ihn verhandelt. Über seinen Dolmetscher ließ er zu Beginn verlauten, dass er keine Aussagen machen werde. Das Gericht begann deshalb mit der Vernehmung der Beamten, die gleich mit drei Einsatzwagen vor Ort gewesen waren und die Spuren vor dem Haus gesichert hatten.
Bekannt ist bislang, dass der Angeklagte vor längerer Zeit in Bayern Asyl beantragt hatte, nach Nordrhein-Westfalen zur Aufnahme überwiesen wurde. hier aber nie mit einem festen Wohnsitz gemeldet war. Über ein Motiv für die Tat ist noch nichts bekannt, Zeugenaussagen von Bewohnern des Hauses über das Umfeld der beiden Landsleute werden noch erwartet.
Der Prozess wird fortgeführt.