In der Verhandlung sollte es eigentlich um Widerstand gegen Polizisten und Beamtenbeleidigung bei einer Verkehrskontrolle an der Briller Straße im vergangenen Jahr gehen. Der Angeklagte sei mit seinem Fahrrad die Nützenberger Straße herabgekommen — ohne Licht vorn und hinten, dafür womöglich mit Alkoholfahne. Im Gericht erschien der Mann mit einem kleinen, kanariengelben Vogel, den er an der Pforte in Obhut gab.
Das Tier setzte sich in eine Ecke und wartete. Vom Angeklagten erfuhr die Richterin, er habe sich mit den Polizisten "eigentlich nett unterhalten." Und nein, keinesfalls habe er Begriffe wie "Wichser" gebraucht oder gedroht: "Ich hau Euch die Schädel ein, Bulle oder nicht." Er erklärte: "Ich habe noch nie einen Polizisten beleidigt."
Zusehends die Fassung verlor der Mann, als der erste Zeuge aussagte. Der Angeklagte sprang auf, gestikulierte und rief: "Du lügst doch. Du warst gar nicht da! Ich weiß doch, wer da war!" Als er sich nicht beruhigte, schlug der Staatsanwalt Ordnungshaft vor: "Packen wir ihn ins Hausgefängnis und machen wir morgen weiter."
Dem kam die Richterin schließlich nach. Als die Situation dann am Toilettenwunsch ausuferte, griffen uniformierte Polizisten ein, die vor dem Saal auf ihre Aussagen gewartet hatten. Mit fünf Beamten rangen sie den Angeklagten nieder. Der ließ sich schließlich noch warnend vernehmen: Er habe HIV.
Den Prozess um die Verkehrskontrolle setzt das Amtsgericht Freitag (22. Februar 2019) fort (11.30 Uhr, Saal J2SG). Den Vogel verwahren bis dahin die Wachtmeister. Wegen der Ausschreitung im Gericht erwartet den Mann ein weiteres Strafverfahren.