„Alle sind Verlierer“
Die von OB Jung "auf eigene Verantwortung" angeordneten drei Sofortmaßnahmen zur Verbesserung des Verkehrs(ab)flusses in Elberfeld - von denen die Abschaltung der Fußgänger-Ampel am Robert-Daum-Platz schon wieder abgeblasen wurde - sind auf wenig Zustimmung gestoßen.
Die Grünen werfen dem Stadt-Chef einen "Alleingang gegen die Bedenken seiner Fachverwaltung" vor: "Das Auto zurück in die Innenstadt zu holen" sei "Verkehrspolitik aus dem vorigen Jahrhundert". Anja Liebert, Fraktionsvorsitzende und verkehrspolitische Sprecherin der Grünen: "Die Maßnahmen werden den Busverkehr und die Fußgänger massiv beeinträchtigen und sogar gefährden." Alternative könne nur der Umstieg auf Bus, Schwebebahn und Fahrrad sein. Außerdem müssten die WSW das Ticket "Ab in die City" nicht nur am Wochenende anbieten, sondern für die gesamte Dauer der B7-Sperrung — in Verbindung mit einem Bonuspunkte-System des Einzelhandels.
Die Linke sagt: "Die beschlossenen Sofortmaßnahmen bringen an einigen Stellen möglicherweise verkehrstechnische Verbesserungen, mit Sicherheit wird dies aber zu Lasten anderer Verkehrsbereiche in der Innenstadt führen." Die ohnehin schon schwierige Situation für Fußgänger werde weiter beeinträchtigt. Linke-Fraktions-Chef Gerd-Peter Zielezinski grundsätzlich: "Bei allem darf nicht vergessen werden, dass das Chaos auf Wuppertals Straßen dem Druck des Investors am Döppersberg geschuldet ist. Denn nur die Vollsperrung der B7 ermöglicht dem Investor den gewünschten Baubeginn im nächsten Jahr."
Der Radfahrerverband ADFC sieht "alle als Verlierer". Nur ein Umdenken und weniger Autos würden die Situation entschärfen. ADFC-Chef Klaus Lang: "Wir sollten um jeden Fußgänger, jeden Radfahrenden, jeden ÖPNV-Nutzer kämpfen und ihn bestärken. Aber was passiert, ist das genaue Gegenteil." Pikant findet der ADFC die Freigabe von Südstraße und Wall in den Abendstunden. Das habe man für Radfahrer längst gefordert, es sei aber von de Stadt stets abgelehnt worden. Klaus Lang wundert sich, dass das keine Rolle mehr spielt, wenn der "Oberbürgermeister höchst selbst entscheidet".
Auch Ver.di-Chef Daniel Kolle meldet sich zu Wort. Er sieht die Verantwortung für Umsatzeinbußen und Verkehrs-Chaos in Elberfeld bei Stadtspitze und Politik. Kolle hält Peter Jung sowie CDU und SPD vor, die Sperrung der B7 durchgesetzt zu haben, "anstatt von Beginn an auf den Rat der Sachverständigen in der Fachverwaltung zu hören." Diese "Ignoranz" räche sich nun — und die Probleme würden nur verlagert, nicht gelöst. Die Verkehrsplanung, ihre Auswirkungen und alles was noch kommen werde, habe, so Kolle, "der Oberbürgermeister zu verantworten" — und das Ergebnis sei "Stückwerk und Chaos".
Keine Stellungnahmen zum Thema gab es von SPD, CDU und FDP.