Preisverleihung in Wuppertal „Aktiv für Demokratie und Toleranz“: Projekt aus Wuppertal ausgezeichnet
Wuppertal · Beim bundesweiten Wettbewerb „Aktiv für Demokratie und Toleranz“ 2018 wurden in Wuppertal insgesamt acht Projekte und Initiativen aus Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen für ihr vorbildliches zivilgesellschaftliches Engagement vom „Bündnis für Demokratie und Toleranz – gegen Extremismus und Gewalt (BfDT)“ ausgezeichnet. Bei der Feierstunde im Ratssaal in Barmen war auch ein Projekt aus Wuppertal vertreten.
Die Studentin Iris Ebert setzte sich in dem Projekt „Grundgesetz Rundweg“, das aus eigenen Mitteln sowie aus einem Projekt-Budget der Bergischen Universität Wuppertal finanziert wurde, auf kreativ-künstlerische Weise mit dem Grundgesetz auseinander und brachte es in den öffentlichen Raum und zu den Menschen. Im August 2018 sprühte sie in der baden-württembergischen Kleinstadt Leinfelden verschiedene Artikel des Grundgesetzes aus wasserlöslicher Kreide im öffentlichen Raum auf den Boden. Die ausgewählten Artikel standen dabei im Zusammenhang mit den entsprechenden Stellen der Stadt und sollten die Wirkung des Grundgesetzes im Alltag mit verschiedenen Instanzen einer Stadt verdeutlichen.
Beispielsweise wurden vor der S- und U-Bahn-Haltestelle am Bahnhof Leinfelden Artikel 11, vor dem Rathaus der Stadt Artikel 1 oder vor einer Schule Artikel 7 des Grundgesetzes visualisiert. So sollten die Grundrechte in den Alltag und das Bewusstsein der Menschen rücken. Des Weiteren wurden Grundgesetze zum Mitnehmen an den jeweiligen Orten platziert. Die gesprühten Artikel bildeten die Grundlage für den Grundgesetz-Rundweg, bei dem zahlreiche Gespräche mit Passantinnen und Passanten sowie der Initiatorin entstanden. Um möglichst alle Menschen mit einzubeziehen und nicht nur eine spezielle Bevölkerungsgruppe anzusprechen, sollte das Projekt so niedrigschwellig wie möglich umgesetzt werden und so vielen Menschen wie möglich auffallen. So sollte eine breite Basis für eine weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Grundgesetz geschaffen werden. Lokale Medien berichteten. Ebert erhielt ein Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro.
Oberbürgermeister Andreas Mucke erinnerte im Ratssaal an das 70-jährige Bestehen des Grundgesetzes: „Seit nunmehr 70 Jahren bildet unser Grundgesetz das rechtliche Fundament für staatliches Handeln und menschliches Zusammenleben und gibt uns einen zuverlässigen Rahmen für unser Handeln. Und bei diesem Handeln müssen wir immer darauf achten, dass der Mensch im Mittelpunkt steht.“ An die Preisträger gerichtet sagte er: „Sie alle haben es vorgemacht! Sie haben sich aktiv mit tollen Projekten für Demokratie und Toleranz eingesetzt und damit ein deutliches Zeichen gesetzt: Jeder einzelne von uns kann etwas beitragen, jeder kann etwas bewegen. Hierfür sage ich Ihnen meinen ausdrücklichen Dank! Mit Ihrem Engagement bereichern Sie unsere Gesellschaft und fördern ihren Zusammenhalt!“
Helge Lindh (Mitglied des Deutschen Bundestags): „Als Extremist des Grundgesetzes und Liebhaber der Demokratie muss ich die feiern, die die Demokratie feiern: die Preisträgerinnen und Preisträger des heutigen Wettbewerbs. Sie haben begriffen, dass Demokratie keine Zuschauerveranstaltung und Toleranz kein Gnadenakt ist. Die Ausgezeichneten stehen für das Beste, was ehrenamtliches Engagement in diesem Land zu bieten hat, denn sie setzen den Respekt vor dem und das Vertrauen in den Mitmenschen an die Stelle der Angst. Ohne das tagtägliche, mühevolle, auch schmerzhafte Einüben des Miteinanders in einer sich rasant unter anderem durch Migration wandelnden Gesellschafft stirbt unser Gemeinwesen.“
Patrick Siegele, Mitglied des Beirats des BfDT, hob die Bedeutung des Engagements hervor: „Demokratie findet vor Ort statt. Nicht nur in den Großstädten, gerade auch in kleinen Kommunen und auf dem Land brauchen wir zivilgesellschaftliche Initiativen, die sich für Demokratie und die Rechte von Minderheiten einsetzen. Deshalb prämiert das Bündnis für Demokratie und Toleranz mit diesem Wettbewerb Initiativen und Projekte in der gesamten Bundesrepublik. Wie vielfältig die Themen sind, denen sich zivilgesellschaftliche Träger widmen, zeigt die Preisverleihung in Wuppertal beispielhaft."