Vorbildliche Initiative 10.000 Herzretter für Wuppertal

Wuppertal · Ohne zu zögern half die 16-jährige Suzan Akszu einem herzkranken Mann, der am Döppersberg zusammengebrochen war. Sie reanimierte ihn. Die Ärzte sagen: Ohne sie würde er nicht mehr leben. Sie wünschen sich mehr solcher "Herzretter".

So viel Einsatz und Hilfsbereitschaft muss gewürdigt werden: Bei einem Besuch im Polizeipräsidium dankte die stellvertretende Behördenleiterin Irmgard Baumhus der jungen Suzan Akszu persönlich und überreichte ihr gemeinsam mit Polizeihauptkommissar Frank Korintenberg ein Präsent der Behörde.

Foto: Polizei Wuppertal

"Es ist ein schönes Gefühl, jemandem das Leben zu retten", sagt die 16-jährige Suzan Aksu, wenn man sie auf den Vorfall am 22. Dezember letzten Jahres anspricht. Nur ihr ist es zu verdanken, dass ein herzkranker Wuppertaler, der am Bahnhof Döppersberg mit Herzproblemen zusammenbrach, heute noch lebt. Ohne zu zögern sprang die 16-Jährige Wuppertalerin Polizeihauptkommissar Frank Korintenberg zur Seite, der den Bewusstlosen kurz zuvor aufgefunden hatte, und leitete umgehend die Reanimation ein.

"In der Ausbildung hatten wir zwei Tage vorher einen Erste-Hilfe-Kurs", berichtet die angehende Altenpflegerin. "Als ich gesehen habe, dass der Mann keine Luft mehr bekommt, habe ich einfach zugegriffen." Und die Hilfe kam gerade rechtzeitig: Laut Aussage des Notarztes wäre der Mann ohne die schnelle Reanimation von Suzan Aksu vermutlich gestorben — sein Puls hatte bereits aufgehört zu schlagen.

"Bei einem Herzanfall können bereits nach fünf Minuten Hirnschäden auftreten, der Rettungswagen braucht allerdings acht bis neun Minuten, bei schlechter Witterung sogar elf Minuten", erklärt Doktor Hartmut Gülker vom Verein "Wuppertaler Herzinitiative" die Dringlichkeit schneller Erster Hilfe.

Um Folgeschäden eines Herzanfalls entgegenzuwirken, entwickelt die Wuppertaler Herzinitiative aktuell eine App, mit der jeder registrierte Wuppertaler als "Herzretter" sofortige Erste-Hilfe leisten kann — und das noch vor Eintreffen des Rettungswagens. Mit der Wahl der 112 wird auch direkt ein Notruf über die Herzretter-App freigesetzt. Per GPS-Signal wird automatisch geortet, welche Herzretter sich gerade in unmittelbarer Nähe des Notfalls befinden.

Eine Push-Benachrichtigung auf dem Smartphone sendet genaue Standortangaben des Notfalls, der Herzretter kann sich sofort auf den Weg machen und gegebenenfalls noch vor Ablauf der lebensrettenden fünf Minuten beim Herzanfall-Patienten sein. "Jeder Wuppertaler von 18 bis 60 Jahren kann Herzretter werden", erklärt Gülker. "In erster Linie möchten wir natürlich Menschen ansprechen, die bereits als Krankenschwester, Sanitäter oder Altenpfleger medizinisch vorgebildet sind, aber auch Privatpersonen können nach einer entsprechenden Erste-Hilfe-Schulung Herzretter werden."

Modellstädte wie Gütersloh, in denen eine Art Herzretter-App bereits genutzt wird, zeigen laut den Mitgliedern der Herzinitiative, dass Helfer durch die App bereits innerhalb von drei Minuten vor Ort sein können.

Rund 300 Wuppertaler sterben jährlich in Folge einer Herz-Kreislauf-Erkrankung oder durch Herzrhythmusstörungen. Mit Wuppertaler Herzrettern könnten jedoch mehr Vorfälle so glimpflich ausgehen wie der des herzkranken Wupppertalers am Döppersberg, der nur durch die schnelle Hilfe von Suzan Aksu noch am Leben ist. Doktor Hartmut Gülker wünscht sich 10.000 Herzretter für Wuppertal, seine Mitstreiter haben nicht ganz so hohe Ansprüche.

"Wir können auch schon auf 2.000 teilnehmende Wuppertaler stolz sein", erklärt Thomas Kring, Vorsitzender des Vereins. Als größtes Problem bei einem Notfall sehen die Mitglieder der Herzinitiative nach wie vor die Hemmung davor, einfach zuzupacken und bei einem Notfall zu reanimieren — trotz der Gefahr, dem Patienten dabei eine Rippe zu brechen

Die 16-jährige Suzan Akszu kennt diese Hemmung nicht, denn sie weiß: "In solch einer Situation kann man nichts falsch machen, auch wenn ich dem Mann etwas gebrochen hätte, ist das ja egal, solange er dadurch am Leben bleibt." Suzan ist einfach nur glücklich, dass es dem herzkranken Wuppertaler wieder besser geht.

Nach dem Vorfall hat sie ihn im Krankenhaus besucht und ihm ihre Telefonnummer gegeben, "falls noch mal etwas sein sollte". Die angehende Altenpflegerin ist fast etwas überrascht, dass ihr Einsatz im Nachhinein so viel Aufmerksamkeit erfährt. "Das ist doch selbstverständlich, denn wenn ich da liege, wünsche ich mir auch, dass mir jemand hilft und mich zurück ins Leben holt", sagt sie.