Leserbrief „Artistik ist keine Fleischbeschau“

Betr.: Sexuelle Belästigung

Symbolbild.

Foto: Rundschau

Mich bewegt aktuell ein, wie ich finde, krasser Fall von „sexueller Belästigung mal andersrum“: Heute Nachmittag war ich mit meinem Sohn und den Großeltern im Wuppertaler Weihnachtszirkus. Nach der wirklich sehenswerten Show standen alle Artistinnen und Artisten zur Verabschiedung am Ausgang - darunter auch zwei junge Männer, die ihre letzte Nummer „oben ohne“ vorgeführt hatten; Was definitiv auch notwendig war, weil vermutlich jedes Stück Stoff dazu hätte führen können, dass der obere Artist vom unteren abrutscht.

Mitten im nach draußen drängenden Besucherstrom blieb vor mir eine Dame vor einem der Männer stehen, strich ihm über den kompletten Oberkörper und sagte kichernd: „Oh, ich muss jetzt mal eben dein Sixpack anfassen ...“

Wären die Rollen anders verteilt gewesen, hätte es vermutlich eine Backpfeife gegeben, eventuell eine Anzeige und einen #metoo-Tweet.

Ich möchte mich hiermit beim Team des Zirkus und speziell bei diesem jungen Mann entschuldigen, dass ich nicht rechtzeitig geschaltet habe. Ich ärgere mich über mich selbst. Ich habe zwar im Weitergehen „Krass – ist das übergriffig!“ gesagt, aber ich hätte stehenbleiben und klar Position beziehen müssen. Und ich fürchte, Vorfälle wie diese passieren ihm und seinen Kolleginnen und Kollegen auch nicht zum ersten Mal.

Ich hoffe, die beschriebene Dame erkennt sich hier wieder und schämt sich in Grund und Boden. Artistik ist keine Fleischbeschau.

Und gerade wenn wir Frauen endlich eine Veränderung zu einer Gesellschaft wollen, in der für jegliche Form von sexuellen Übergriffen und Belästigungen kein Platz mehr ist, ist ein solch abstoßendes Verhalten wirklich mehr als kontraproduktiv!

Jasmin K. (Name der Redaktion bekannt)

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