Leser Mindestens fünf Jahre

Betr.: "Die Bahn bewegt sich", Rundschau vom 7. Juli

Man gewinnt fast den Eindruck, dass sich die Deutsche Bahn und die Stadt Wuppertal jetzt in den Armen liegen. Was ist passiert ? Die Deutsche Bahn bekennt sich zum Wuppertaler Hauptbahnhof und verfasst einen "Letter of Intent". Nun ist ein solcher "Letter of Intent" zunächst nicht anderes als eine Absichtserklärung.

Die Bahn beabsichtigt also bis Frühjahr 2019 einen Investor für den Hauptbahnhof (Empfangsgebäude) zu suchen. Findet sie keinen Investor, strebt sie an, das Projekt Wuppertaler Hauptbahnhof selber zu betreiben. Das ist alles andere als eine verbindliche Zusage.

Zudem ist diese Absichtserklärung jetzt ein zweifelsfreier Beleg dafür, dass es bisher keine einzige rechtsverbindliche vertragliche Vereinbarung zwischen der Stadt und der Bahn gegeben hat. Hätte es nämlich einen entsprechenden Vertrag gegeben, müsste man nicht jetzt eine Absichtserklärung abgeben.

Erledigt — blicken wir nach vorne: Findet man einen Investor oder wird alternativ die Bahn zum Betreiber, muss erst einmal geplant werden. Die Planung muss dann den Segen diverser Gremien erhalten, inklusive des kritischen Denkmalschutzes. Es folgt das Verfahren der Baugenehmigung, ein Finanzierungskonzept und die Ausschreibung. Das alles wird weitere zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Dann erfolgt für etwa zwei Jahre der Umbau.

Mit anderen Worten: Es wird locker fünf Jahre dauern, bis es in Wuppertal wieder einen vorzeigbaren Hauptbahnhof gibt. Wenn das alles nicht so traurig wäre, müsste man satirisch die Frage stellen, warum man für den Umbau des Hauptbahnhofes als Investor nicht die Clees-Gruppe mit ins Boot nimmt. Der Hauptbahnhof würde dann einen Bauzaun erhalten, auf dem verkündet würde, dass die Eröffnung in zwei Jahren stattfindet.

Hans Schneider

(Rundschau Verlagsgesellschaft)