Leser Keinen Grund zu zweifeln

Betr.: 32 Fragen zum Tanztheater-Streit, Rundschau vom 25. August

Dieser Fragenkatalog ist — wie die gesamte Berichterstattung der Rundschau zur fristlosen Kündigung von Adolphe Binder — tendenziös, ungenau und nicht sauber recherchiert. Die meisten Fragen implizieren gleich einen Schuldigen.

Eine dieser Fragen will ich beantworten: "Ist es wirklich denkbar, dass ein Geschäftsführer mit Hilfe des Gesellschafters in Person von Johannes Slawig solche Geschütze auffährt, nur um jemanden loszuwerden, mit dem ein Teil der Belegschaft nicht so gut kann?" Ich habe Pina Bausch seit 1973 journalistisch begleitet, in Wuppertal, wie auch auf manchen Gastspielreisen. Ich habe erfahren, wie die gesamten Mitarbeiter aus dem Bereich der Verwaltung und Technik immer mit vollem Einsatz oft bis in die Nacht gearbeitet haben, damit das jeweilige Stück am Abend laufen kann und die Tänzerinnen und Tänzer sich sicher fühlen und ebenfalls ihr Bestes geben können, ob in Wuppertal oder in Indien.

Ich habe keinen einzigen Grund an den Vorwürfen dieser wichtigen Mitarbeiter gegen Frau Binder, die eine weitere Zusammenarbeit mit ihr unmöglich machen, zu zweifeln.

Sie spielen diese unzumutbare Situation für alle, die im Tanztheater arbeiten, mit "nicht so gut können" auf verletzende Weise herunter: Auch Ihnen werden die Krankmeldungen aus diesem Bereich, manchmal wochenlang, bekannt sein.

Nicht zuletzt empfinde ich die Verbindung Ihres Fragenbündels mit der künstlerischen Arbeitsmethode von Pina Bausch als ausgesprochen respektlos.

Anne Linsel

(Rundschau Verlagsgesellschaft)