Schulsanierungsdebatte / offener Brief Fehler nicht zweimal begehen
Betr.: Schulsanierungsdebatte / offener Brief an die Stadtverordneten von CDU, FDP, SPD und Grünen
Sehr geehrte Ratsfrauen, sehr geehrte Ratsherren,
Sie sind bisher immer den Vorschlägen des Gebäudemanagements (GMW) gefolgt und haben trotz Warnungen aus der Bevölkerung zweimal den Abriss der Pädagogischen Hochschule beschlossen – mit den bekannten Ergebnissen.
Ich möchte Sie bitten, der neuen Beschlussvorlage des GMW und des Oberbürgermeisters zum Schicksal der Pädagogischen Hochschule (PH) nicht zuzustimmen!
Der Plan des GMW sieht für die Sanierungsdauer der Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule als Ausweichstandort das ehemalige Fernmeldeamt vor, welches von der Telekom angemietet werden soll. Das Gebäude wurde bisher als Büroraum genutzt, müsste also für den Schulbetrieb umfangreich umgebaut werden. Nach den Regeln des GMW wäre, weil eine Asbestbelastung nie ausgeschlossen werden kann, eine vorlaufende teure Asbestsanierung nötig. Bei der Größenordnung des Gebäudes – vergleichbar mit dem der PH – dürften sich die Kosten auf zwischen drei bis 3,5 Millionen Euro belaufen. Hinzu kämen die reinen Umbaukosten. Sehr fraglich, ob sich die Telekom als Vermieter bei einer so kurzen Mietdauer von drei bis vier Jahren auf ein solches Abenteuer einlassen wird.
Als Schulhof soll der jetzige Parkplatz des Fernmeldeamtes dienen. Schon jetzt ist sicher, die Anlieger des Briller Viertels werden sich angesichts der Zunahme des Verkehrs bedanken.
Nach Aussage des Oberbürgermeisters hat sich „sein Büro zudem intensiv in die Standortsuche eingebracht“ (Wuppertaler Rundschau vom 17. April 2021). Sehr gut möglich, dass sich die Suche noch als Rohrkrepierer erweisen wird.
Für das Johannes-Rau-Gymnasium plant das GMW den Abriss der PH, um an deren Stelle „hochwertige Modulbauten“ zu errichten. Was sich so schön anhört, sind in Wahrheit Leichtbauten aus vorfabrizierten Zellen, bestehend aus Kanthölzern, Gipskartonplatten und Mineralwolle mit den bekannten Nachteilen wie fehlendem Wärmerückhaltevermögen. Es fehlen massive Materialien – besonders problematisch im Sommer. Deshalb auch die begrenzte Nutzungsdauer von nur 40 Jahren.
Laut Thomas Lehn vom GMW sollen sich die Modulbauten optisch gut in das Hardt-Ensemble einpassen. Ich empfehle Ihnen dazu dringend, sich die Modulbauten einmal im Internet anzuschauen. An Einförmigkeit nicht zu überbieten!
Die Leichtbauten sind bautechnisch letztendlich nichts Halbes und nicht Ganzes, kosten die Stadt aber 17 Millionen Euro, bei einer erforderlichen Erweiterung für die Else-Lasker-Schüler-Gesamtschule 23 Millionen Euro.
Die Alternative „Sanierung der PH“ kostet laut Herrn Lehn angeblich 28,8 Millionen Euro. Das sind knapp ein Fünftel der Gesamtkosten des Döppersbergs. Und das nur für den Ausbau des Gebäudes, obwohl der Rohbau schon steht? Zum Vergleich: Das ganze Schulzentrum Kruppstraße hat 37 Millionen Euro gekostet.
Herr Lehn setzt für den Ausbau, in der Hauptsache bestehend aus Estrich-, Putz- und Dämmarbeiten, dem Einbau neuer Fenster und Türen sowie Elektro, Heizung, Sanitär sage und schreibe vier Jahre an. Bei professioneller Planung ist die Sanierung innerhalb von zwei Jahren zu bewerkstelligen.
Ich rate Ihnen dringend, externen Rat und volle Kostentransparenz vom GMW einzufordern.
Ein Abriss des Gebäudes passt auch nicht zu grüner, ressourcensparender Politik. Die Energiekosten für einen Abriss sind gewaltig.
Die Schülerzahlen in Wuppertal sind kontinuierlich gestiegen. Wer sagt denn, dass die PH als Schule nicht doch noch gebraucht wird?
Es ist dumm, einen Fehler zweimal zu begehen.
Die FDP hat sich bereits positioniert.
Bernd Böker