Abriss auf der Hardt Eliminierung einer Epoche
Betr.: Pädagogische Hochschule
Das verknotete Netz unverbesserlich spinnender Schildbürger scheint im Tal der Wupper nicht zu enden, immer wieder neue Maschen städtebaulicher Schandtaten unwiderruflich neu zu knüpfen. Angesichts meiner dortigen vierzigjährigen Arbeits- und Lebenserfahrung erschüttert es um so mehr, wahrzunehmen, dass sich die lange Reihe derartiger gesellschaftlich-kultureller Versündigungen weiter fortsetzen soll.
Mit dem geplanten Abriss der ehemaligen Pädagogischen Hochschule fokussiert sich einer der aus pathologisch ersonnenem Utilitarismus entsprungenen Auswüchse neuerdings auf die Eliminierung nicht nur eines einmaligen städtischen Kleinods, sondern eines fundamentalen baulichen Kernpunkts, eines unvergleichlichen Unikats deutscher Nachkriegszeitgeschichte.
Bei einem Abriss ginge es, statt einer verdienten denkmalschützenden Pflege der Einrichtung um die endgültige Vernichtung eines gesamtgesellschaftlichen Symbols einer bedeutenden Epoche: Es geht um die Auslöschung eines für die Nachwelt so anschaulich präsenten, unersetzbaren Dokuments, in dem sich, aus der Not geboren, die vorhandenen Mittel, die Anstrengungen und großartigen Leistungen für die existentiell notwendige Wiederbeseelung eines am Boden gelegenen Volkes widerspiegelt.
Es bleibt mir die große Ehre, die entscheidenden Jahrzehnte meines wissenschaftlichen und pädagogischen Wirkens in dieser Epoche unter diesem Dach in bester kollegialer Gemeinschaft erfüllt zu haben.
Doch es geht nicht darum, mich, einen Einzelnen, mit dem Verschwinden unserer PH traurig zu stimmen, nicht um persönliche Empfindsamkeiten und Reminiszenzen. Nein, es darf im Interesse um die Identität dieser Stadt und die Verantwortlichkeit dieses Landes nicht zu dieser Amputation kommen. Ich möchte allen wohlgesinnten Wuppertalern Mut machen, sich gegen diese alternativ- und geschichtslose Fehlplanung kultureller Eliminierung mit aller Kraft zu widersetzen.
Prof. Dr. Rudolf Engel, Baden Baden