BUGA-Diskussion Die Bodenhaftung verloren
Betr.: BUGA-Diskussion
Die Schafbrücke über die Wupper ist seit bestimmt zehn Jahren gesperrt, Wuppertal fehlt das Geld, sie zu sanieren. Das würde den Menschen am Fuße des Rott den Umweg über die stinkende Hauptstraße ersparen, wenn sie zum Bahnhof Barmen wollen. Aber man hat von der Schafsbrücke natürlich nicht so einen majestätischen Ausblick über das Industriegelände von Bayer-Monsanto, wie von der geplanten BUGA-Hängebrücke für 17 Millionen in schwindelerregender Höhe über der Wupperpforte.
Der Kontrast verdeutlicht, wie sehr die Stadtoberen die Bodenhaftung verloren haben. Straßen und Brücken sind marode, Wohnraum und Kindergärten fehlen, Wuppertal ist Spitze bei Arbeitslosigkeit und Kinderarmut. Da ist es doch erbaulicher, sich mit strahlenden Visionen zu befassen, als mit den Alltagssorgen der Bürger.
Wenn durch die BUGA wenigstens Industriebrachen renaturiert würden, die Wupper als grünes Band das Stadtbild erfrischen, Beton-Fassaden berankt und Bäume auf Parkplätze gepflanzt würden, Urban Gardening protegiert würde und sanfter Tourismus. Aber nein – es werden alte naturbelassene Waldflächen gerodet und zu Schaugärten umgebaut und Grünland zu Parkplätzen. Das Konzept ist unter dem Gesichtspunkt von Nachhaltigkeit und Klimawandel schon jetzt von gestern, 2031 wird es von vorvorgestern sein.
Der Spaß kostet jeden Wuppertaler umgerechnet 200 Euro, vom Säugling bis zum Greis, ob er’s gut findet oder nicht. Aber wenn er’s auch sehen will, kostet’s Eintritt noch extra. Denn von den Gesamtkosten kommen nach der Planung nur 20 Prozent durch Eintrittsgelder und Mieten wieder rein. Eine solche Kostendeckung sollten mal die WSW für den Nahverkehr vorlegen. Die Fraktionen, die jetzt die BUGA protegieren, würden sicher am lautesten protestieren.
Man kann diesem Hirngespinst nur eine zügige Beerdigung wünschen, damit Raum ist, die begrenzten Planungskapazitäten der Stadt für eine nachhaltige Entwicklungsplanung der gesamten Stadt einzusetzen.
Martin Fritsch