Teilsperrung der Friedrich-Ebert-Straße Beschränkung auf 10 km/h
Betr.: Teilsperrung der Friedrich-Ebert-Straße
1.) Planung Bezirksvertretung Elberfeld (26. Mai.2021) und Stadtrat (21. Juni.2021)
Die Bezirksvertretung will „den motorisierten Verkehr auf der Friedrich-Ebert-Straße, im Abschnitt Laurentiusstraße bis Auer Schulstraße, herausnehmen." Ein Konzept der Verwaltung wird bis nach den Sommerferien 2021 erbeten. Der Stadtrat hat dem am 21. Juni 2021 zugestimmt.
Damit viele Aspekte in der bis zum September möglichen öffentlichen Diskussion in Erwägung gezogen werden, ist der folgende Text entstanden. Für Hinweise auf andere Sichtweisen, zusätzliche kritische Aspekte oder Chancen bin ich dankbar und werde sie gerne einarbeiten.
2.) Eine Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße vor dem Laurentiusplatz erfüllt das Ziel nicht: Durch den erlaubten (auch schnellen) Fahrradverkehr muss die Verkehrstrasse weiter erhalten bleiben.
Die Nutzung des frei gewordenen Raumes ist eingeschränkt: Durch den weiter vorhandenen Fahrradverkehr muss eine breite Fahrradtrasse frei bleiben. Kellner und Passanten müssen wegen der leisen Fahrräder und schnellen E-Räder beim Queren der Trasse doppelt aufpassen. Eine Gefahrenstelle für spielende Kinder neben der Gastronomie wird neu eröffnet. Die Geschwindigkeit der Fahrräder könnte sich wegen der fehlenden Autos sogar noch erhöhen.
Eine Totalsperrung der Straße wäre auch wegen der Anlieferung des Bio-Supermarktes durch Lkw mit langem Auflieger und wegen der Hofeinfahrt in diesem Abschnitt neben dem Haus Nr. 15 schwierig.
3.) Bei einer notwendigen Umdrehung der Einbahnstraße Laurentiusstraße gäbe es keine direkte Ausfahrt aus dem Luisenviertel in die Innenstadt mehr. Man müsste dann immer über die B7 fahren.
Die Laurentiusstraße ist Einbahnstraße von der Aue in Richtung Friedrich-Ebert-Straße und weiter bis zur Luisenstraße. Autofahrer auf der Friedrich-Ebert-Straße müssen also nach rechts in die Laurentiusstraße Richtung Luisenstraße abbiegen, um über die Kasinostraße Richtung Aue zur Auer Schulstraße zu gelangen. Die Gastronomie an der Laurentiusstraße würde durch den mindestens verdoppelten Verkehr geschädigt. Der Vorteil der Friedrich-Ebert-Straßen-Gastronomie erwies sich als Nachteil für die Laurentiusstraßen-Gastronomie.
Wenn die Fahrtrichtung der Laurentiusstraße umgedreht werden würde Richtung Aue, würde allerdings die einzige Möglichkeit zerstört, aus dem Luisenviertel zum Zentrum Elberfeld zu kommen (Aue / Laurentiusstraße / Luisenstraße), ohne über die B7 fahren zu müssen.
Eine denkbare Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße ab Kasinostraße würde die vielen Parkplätze vor der Deutschen Bank unbrauchbar machen und wäre deshalb nicht sinnvoll.
4.) Die Einbahnstraße Auer Schulstraße müsste umgedreht werden, um überhaupt die Friedrich-Ebert-Straße ab Laurentiusplatz erreichen zu können
Wenn die Auer Schulstraße Einbahnstraße Richtung Aue bliebe, könnte der Verkehr nur über die Obergrünewalder Straße auf die Friedrich-Ebert-Straße gelangen. Der Bereich der Friedrich-Ebert-Straße zwischen Auer Schulstraße und Obergrünewalder Straße wäre mit den dort befindlichen Geschäften überhaupt nicht mehr erreichbar, da die Luisenstraße gegenläufige Einbahnstraße ist.
5.) Das Hauptproblem würden die wahrscheinlichen Auswirkungen auf das Einkaufsviertel Friedrich-Ebert-Straße / Luisenviertel mit inhabergeführtem Einzelhandel sein.
Anders als die Elberfelder Innenstadt mit nahezu ausschließlich kettenzugehörigen Geschäften besitzt die Friedrich-Ebert-Straße eine breite Vielfalt von inhabergeführtem Einzelhandel. Dieser bietet häufig Waren des täglichen Bedarfs an: Fleischerei, Bäckerei, Bioladen, Bücher, Hörgeräte, Brillengeschäft. Die Vielzahl häufig benutzter Kurzzeitparkplätze zeigt, dass dieses Viertel stark von Kunden frequentiert wird, die mit dem Auto kommen. Die Innenstadt Elberfeld mit ihren Angeboten lädt zum Flanieren ein, der aktuelle Bedarf wird im Luisenviertel gedeckt.
Es ist davon auszugehen, dass eine Sperrung der Friedrich-Ebert-Straße massive Auswirkungen auf die Einkäuferfrequenz haben würde.
Nach den jahrelangen extremen Belastungen durch die Döppersberg-Sperrung sollte ein solches Existenzrisiko für die verbliebenen Geschäfte nicht eingegangen werden.
6.) Brauchen wir zusätzliche Flanierflächen in Elberfeld?
Seit einigen Jahren wird die Ausdehnung von autofreien Innenstadtflächen zunehmend kritisch gesehen, da an den vom Fußgängerverkehr wenig frequentierten Rändern leicht Angsträume entstehen. Autoverkehr trägt zum Sicherheitsgefühl bei.
Elberfeld hat in seiner Innenstadt eine riesige Fußgängerzone, die an der Rändern erhebliche Frequenzprobleme zeigt. Mäuerchen, Friedrichstraße, Willy-Brandt-Platz werden kaum noch als Flanierfläche benutzt. Bei immer kleiner werdendem Geschäftsangebot und leeren Ladenflächen ist es kontraproduktiv und politisch überholt, Fußgängerzonen auszuweiten und damit gerade für abends neue Angsträume zu schaffen. Zum Beispiel eine Neumarktstraße ohne abendlichen Autoverkehr und deshalb auch ohne Imbissstuben, beleuchtete Geschäfte.
Seit einiger Zeit werden statt reiner Fußgängerzonen in den Innenstädten eher Viertel mit gemischter Nutzung angestrebt. Erreichbarkeit mit dem Auto trägt zur gemischten Nutzung und Vermeidung von Angsträumen bei.
Ein weitgehend Fußgängern vorbehaltener Platz als „Erholungsinsel" widerspricht diesem Stadtentwicklungsziel nicht.
7.) Damit ein Platz ganzjährig als „Erholungsinsel" angesehen wird, reicht eine Verbannung von Autos nicht. Eine Definition von gelungenem Platzerlebnis für den Laurentiusplatz sollte vor einer eventuellen Sperrung erarbeitet werden.
Gelungene Plätze wie der derzeitige Neumarkt in Elberfeld leben von einem Mix aus Sitzen, Verweilen, Sehen der Vorbeigehenden, Gesehenwerden, Konsumieren vor Gaststätten, Kaufen, Spielen und Sehen der Vorbeifahrenden.
Wenn die Friedrich-Ebert-Straße am Laurentiusplatz autofrei würde, würde ein nicht unwichtiges belebendes Element wegfallen. Ein in fünf Sommermonaten belebter Platz könnte den Rest des Jahres einen trostlosen Eindruck von Leere hinterlassen.
Die Friedrich-Ebert-Straße muss in diesem Platzabschnitt nicht als bezahlte Parkstraße mit Automaten dienen. Kurzparkplätze und Plätze zum Ein- und Aussteigen würden für belebende Eindrücke sorgen.
8.) Eine Gesamtsperrung der Verkehrsachse Neumarkt / Friedrich-Ebert-Straße würde das Geschäftsviertel Friedrich-Ebert-Straße / Luisenviertel abschotten
Seit der „Qualitätsoffensive Innenstadt Elberfeld“ sind die Planungen im Internet auffindbar, den Neumarkt so umzugestalten, dass er von Autos nicht mehr in Ost-West-Richtung befahren werden kann.
Je komplizierte die Straßenführung ist, desto weniger Autofahrer fahren in dieses Gebiet. Was einerseits zur Verkehrsberuhigung erwünscht ist, führt aber leicht zu einer Gefährdung der Lebensfähigkeit dieses Einzelhandels. Die Achse von Barmen bis zum Robert-Daum-Platz als Parallelstrecke neben der B7 sollte in Elberfeld erhalten bleiben. Das Einkaufsviertel Friedrich-Ebert-Straße / Luisenviertel mit inhabergeführtem Einzelhandel darf meines Erachtens nicht durch eine Sperrung der Neumarktstraße und des Laurentiusplatzes vom Ölberg, Platz der Republik, Uellendahl, Unterbarmen hinter der Innenstadt Elberfeld versteckt werden und nur durch Umwege erreichbar sein.
9.) Vorschlag für den Laurentiusplatz: 10 km/h-Beschränkung für Autos und Fahrräder, nur noch Kurzhaltemöglichkeiten vor der Außengastronomie
Unter der Berücksichtigung oben genannter Punkte erscheint mir eine Lösung sowohl den Interessen der Platzberuhigung als auch den Interessen der Einzelhändler zu entsprechen: Auf der Friedrich-Ebert-Straße wird auf der Platzlänge Laurentiusplatz eine Geschwindigkeitsbeschränkung von 10 km/h eingeführt. Die bewirtschafteten Parkplätze am linken Straßenrand werden umgewandelt in Plätze zum Ein- und Aussteigen mit Parkverbot.
Andere Städte haben mit einer solchen 10 km/h-Beschränkung, die dann später auch für den umgebauten Neumarkt gelten könnte, gute Erfahrungen gemacht. Eine zeitweise Polizei-Überwachung mit Kameras wäre leicht möglich und effektiv. Raser, Poser und Durchfahrende würden abgeschreckt, Kunden könnten ohne Schwierigkeit ins Luisenviertel gelangen.
Manfred Alberti