Schließung der Sparda-Bank-Filiale in Vohwinkel Die Alten fallen durchs Raster
Betr.: Schließung der Sparda-Bank-Filiale in Vohwinkel
Die Sparda-Bank e.V. verärgert Kunden im Stadtteil Vohwinkel. Mit Bestürzung und Empörung müssen die Vohwinkeler Bürger die Entscheidung über die Auflösung der Filiale in ihrem Stadtteil zur Kenntnis nehmen. Nach jahrelanger positiver Entwicklung der Bank, nicht zuletzt durch den Standortwechsel vom Bahnhof Vohwinkel in das Zentrum des Stadtteils auf die Kaiserstraße, durch progressive Kundenakquise und den daraus resultierenden Zuwächsen, kehrt die Bank nun durch die Schließung der Filiale ihren Kunden, die auf jahrzehntelange Geschäftsverbindungen zurückschauen und dadurch ihr Vertrauen und Kundentreue dokumentiert haben, den Rücken.
Vohwinkel, mit einer Einwohnerzahl von etwa 31.600, ist der drittgrößte Stadtteil Wuppertals. Die Sparda betreut hier eine Vielzahl an Kunden. Kurze Wege zur Verrichtung aller banküblichen Alltagsgeschäfte wie Kontoauszüge drucken, Geld abheben oder einzahlen, Entgegennahme von Überweisungsträgern via Automat. Auch Beratungen in gewissem Umfang waren hier bislang leistbar.
Als Argumente für die Schließung nennen die Verantwortlichen zum einen die gesunkenen Besucherzahlen und zum anderen das augenblicklich niedrige Zinsniveau. Man darf nun nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass sie diesen Prozess durch Kundenmanipulation, nämlich verstärkte Werbung für Online-Banking, herbeigeführt hat. Mehr noch: Durch Einführung von Überweisungsgebühren wurden Kunden sanft genötigt, diesen Schritt zu befolgen.
Nachdem das neue Verhalten der Kunden greift, ist auf einmal die Besucherfrequenz nicht mehr ausreichend, um die Filiale rentabel zu führen. Welch merkwürdige Argumentation! Doch wohl eher langfristiges Kalkül.
Eine Straffung der Filialstruktur, wie sie es nennen, wäre in einem ersten Schritt zunächst einmal ein Verbleib der zur Erledigung von Tagesgeschäften notwendigen Automaten gewesen. Es gibt im Stadtteil Räumlichkeiten, die solche Möglichkeiten bieten.
Persönliche Anliegen kann man ab dem 2. Januar 2021 nur noch durch Anreise nach Elberfeld klären. Ein deutlich höherer ökologischer Fußabdruck durch jeden einzelnen Kunden - falls er das unter gegebenen Umständen noch bleiben möchte - ist für die Sparda offensichtlich völlig bedeutungslos. Und das in Zeiten klimarelevanter Debatten. Jede Fahrt nach Elberfeld oder gar Barmen mit dem Pkw stellt eine unnötige Belastung der Umwelt dar. Mit den Öffentlichen fährt man in Corona-belasteter Zeit nicht gerne.
Die Bank erhält zwar durch formellen Anschein nach die Kundenverbundenheit aufrecht, indem sie die Betreuung in den Filialen Barmen und Elberfeld zum jetzigen Zeitpunkt gewährleistet. Nur, warum soll man für Alltaggeschäfte sich auf Dauer einer aufwändigen Fahrt unterziehen? Das kostet Zeit und Geld. Damit wird die Sparda-Bank zu einer teuren Bank. Kostenlose Kontoführung gibt es seit geraumer Zeit eh nicht mehr. Die entstehenden Gesamtkosten sind damit unverhältnismäßig.
Ältere Menschen werden zudem völlig ausgeblendet. Der zur Schließung der Filiale erschienene Flyer „Wir legen unsere Filialen zusammen“ ist ein Reklameblatt für Kunden bis 50 Jahre. Eine lächerliche Broschüre, mit der Kunden ab einem gewissen Alter nichts anzufangen wissen: praktische SpardaPostbox, komfortable Fotoüberweisung, sichere Transaktionsfreigabe, SicherheitsPlus-Garantie, Filiale für die Hosentasche, Download bei Google Play und im App-Store, SpardaBankingApp, SpardaSecureApp.
Bei der Aufzählung zukunftsweisender Absurditäten merkt man, wie lächerlich die vermeintlichen Angebote wirken. Sie sind auf eine gewisse Klientel ausgerichtet, die es toll findet, ihr komplettes Leben mit dem Handy zu meistern. Glückseligkeit einer digitalen Welt und blindem Vertrauen auf angeblich sichere Geschäftsabwicklungen. Leider lehrt uns die Erfahrung, dass der digitale Weg von außen angreifbar ist.
Die Strategie der Sparda-Bank ist auf mobile und junge Kundschaft ausgerichtet. Die Alten fallen durchs Raster und interessieren die Bank offensichtlich in keiner Weise (mehr).
Kurze Wege liegen für einige Personen noch im Bereich des Möglichen, der ihnen nun genommen werden soll. Vertrauen und Geschäftsverbindung über persönlichen Kontakt wird systematisch ausgemerzt. Dafür soll nun der Glauben an Bedeutung gewinnen, dass Bargeldbeschaffung für alte Menschen über den Einkauf eine praktikable Lösung darstellt. Man darf sich dann aber auch nicht wundern, wenn Aldi, Lidl, Netto und Konsorten irgendwann sämtliche Kreditgeschäfte und den Vertrieb von Aktien, Fonds, IHS et cetera abwickeln. Dann brauchen wir nämlich keine Bank mehr, auch nicht die Filialen in Elberfeld und Barmen.
Wenigstens der Verbleib der Automaten wäre nicht nur angebracht, sondern verpflichtend zur Bedienung der Alltagsgeschäfte sämtlicher Kunden. So kann ich nur sagen: Service und Preiswürdigkeit mangelhaft.
Manfred Klee