Zwei Soli - zwei Tänzer
Wuppertal / Düsseldorf · Dominique Mercy und Pascal Merighi zeigen mit "That Paper Boy" und "WAK.NTR Rehab" zwei Solostücke im Tanzhaus NRW in Düsseldorf. Beide Choreographien stammen von Merighi.
Dominique Mercy gehört zu den Tänzern der ersten Stunde, die in Wuppertal mit Pina Bausch und ihrem Tanztheater neue Wege einschlugen. Noch heute steht er in vielen Stücken auf der Bühne. Pascal Merighi war von 1999 bis 2008 in zahlreichen Choreographien der Wuppertaler Choreographin zu sehen. Jetzt treffen beide Tänzer und damit zwei Generationen an einem Abend aufeinander.
"Das Sadler's Wells Theatre in London fragte mich 2014, ob ich für das 'Elixir Festival' ein Stück für einen älteren Tänzer kreieren könnte. Ich dachte sofort an Dominique und entwickelte einige Ideen für ihn. Zuerst habe ich Fragen gestellt, Alter und Körperlichkeit thematisiert, kleine Texte geschrieben. Dann kam Tanz hinzu. 'That Paper Boy' war ursprünglich ein Song-Titel, der nicht mehr im Stück ist, aber es passt zu Dominique", beschreibt Pascal Merighi seine Arbeit.
Entstanden sei ein sehr persönliches Stück, "Dominique teilt sich viel mit dem Publikum, persönliche Erinnerungen, ohne privat zu werden. Natürlich habe ich mit Veränderungen und Alter gearbeitet, aber mir war sein Reichtum an Erfahrungen wichtig. Nach London haben wir das Stück schon in Rom und Bukarest gezeigt", so Merighi.
Jetzt wird "That Paper Boy" im Rahmen des Festivals "Real Bodies" mit Merighis "WAK. NTR Rehab" im Tanzhaus NRW in Düsseldorf zu sehen sein. Auch bei diesem Festival geht es um Körper, die älter sind und eigentlich nicht der Norm, die die Gesellschaft an das Äußere eines Tänzers stellt, entsprechen.
"Für meine eigene Choreographie habe ich die Soli aus den sechs Stücken genommen, die ich mit Pina erarbeitet habe, jeweils die ersten Bewegungen zusammengefasst, dann die zweiten usw...., bis zu 120 Sequenzen sind dabei herausgekommen, der Wiederaufnahmeprozess war schwierig, es ist schon einige Jahre her, aber der Körper erinnert sich noch an die Schritte und Gesten. Man muss sich darauf einlassen. Jede Bewegung ist sehr persönlich, zeigt aber auch, wie Pina gearbeitet hat. 35 Minuten reiner Tanz sind entstanden, was körperlich sehr anstrengend ist", gibt Pascal Merighi Einblick in den Entstehungsprozess seines Solos, das von der Bausch-Foundation finanzielle Unterstützung erhielt und bereits im Rahmen der Pina-Bausch-Ausstellung in Bonn zu sehen war.
Und wie ein Schauspieler eine Souffleuse hat, die ihm bei Texthängern über die Runden hilft, hat auch Merighi mit Thusnelda Mercy eine "Bewegungssouffleuse" auf der Bühne, die im Notfall weiterhilft. "Das macht den Abend spannend und lebendig, auch für mich. Ich kann nicht sagen was passiert, ob er Hilfe braucht oder nicht, muss spontan entscheiden, ob und wann ich eingreife. Es ist auch eine Sache des gegenseitigen Vertrauens", so die Tänzerin, die ebenfalls über Jahre das Gesicht der Wuppertaler Compagnie prägte.