Zum Tode von Dinah Hinz Während der Vorstellung mit dem Knirps verhauen
Wuppertal · Zeitzeugen dieser immer wieder verklärten Wuppertaler Theater-Epoche mit der Notlösung an der Elberfelder Bergstraße werden immer seltener. Nun ist am 14. Juli 2020 in ihrer Heimat Zollikerberg in der Schweiz mit Dinah Hinz eine der damals populärsten Schauspielerinnen im Alter von 86 Jahren gestorben.
Dinah Hinz kam nach der Spielzeit 1955/56 an die Bergstraße. Sie folgte der heute 86-jährigen Johanna von Koczian, die an das Berliner Schillertheater wechselte. In dem im Jahre 2003 erschienenen Rundschau-Buch „Sprungbrett Wuppertal“ erinnerte sich Dinah Hinz exakt an den Tag der Unterschrift unter den Vertrag mit dem heute vergessenen Intendanten Helmut Henrichs. „Ich habe zwei Glas Cognac getrunken und dann bin ich in die Wohnung an der Weststraße gegangen. Dort lebte ich mit der Kollegin Ingeborg Engelmann, wir waren beide alleinerziehende Mütter.“
Ihre Gedanken an Wuppertal waren lebendig und nur gut: „Es gab im Ensemble weder Neid noch Intrigen. Aufträge für Radio oder Fernsehen waren damals noch selten. Man blieb nach den Vorstelllungen stundenlang zusammen und Harald Leipnitz hatte immer seine Gitarre dabei und es wurde gesungen.“ Sie berichtete auch von kuriosen Ereignissen: „In dem Stück ,Prozeß Jesu‘ bin ich während der Vorstellung von einer erbosten Besucherin mit einem Knirps gehauen worden. Ihr gefiel die Inszenierung von Arno Wüstenhöfer nicht, sie verließ sofort den Saal.“ Mit dem in Wuppertal geborenen, späteren Fernsehstar Harald Leipnitz (1926-2000) glänzte sie in „Küss mich Kätchen“ und „Das Himmelbett“. Zum Team von damals zählten auch Horst Frank (1928-1999) und die am 2. Juli 2019 im Alter von 88 Jahren verstorbene Lis Verhoeven, Schwägerin von Senta Berger und Mutter der Tochter Stella ihres Ex-Ehemannes Mario Adorf.
Dinah Hinz hat Wuppertal Richtung Berlin verlassen. Einen letzten Kontakt gab es vor etwa 20 Jahren über eine Else-Lasker-Schüler-Lesung in Zürich. Die Tochter der Schauspieler Ehmi Bessel und Werner Hinz und Schwester des ebenfalls in Wuppertal tätigen Knut Hinz (Lindenstraße) sagte damals: „Es war schön, diese Stadt weder einmal erleben zu dürfen.“
„Diese Stadt“ war ein Sprungbrett für ihre große Karriere mit Auftritten am Thalia-Theater und dem Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, dem Renaissance-Theater, der Volksbühne in Berlin und dem Theater in der Wiener Josefstadt. Ihre letzte große Rolle im Theater spiele Dinah Hinz 2016 an den Hamburger Kammerspielen in Hansgünther Heymes Inszenierung „Qartetto“ von Ronald Harwood.
Ihre Todesanzeige war mit einem Zitat von Annette von Droste-Hülshoff geschmückt: „Spielt, lächelt, denkt an mich. Leben bedeutet auch jetzt all das, was es sonst bedeutet hat. Ich warte auf euch, irgendwo, sehr nah bei euch. Alles ist gut.“