Theater in Cronenberg (TiC) „Mord im Orient-Express“: Souverän und sehenswert

Wuppertal · „Mord im Orient-Express“: Eine kriminalistische Zugfahrt mit lauter kuriosen Charakteren, dazu Luxus und Charme der 1930er bietet das Theater in Cronenberg (TiC) in seiner neusten Produktion.

Bestens aufgelegt präsentiert sich das TiC-Ensemble beim Klassiker „Mord im Orientexpress".

Foto: Martin Mazur

Das Licht geht aus, lautes Pfeifen ertönt, dann Zuggeräusche. Schließlich hört man ins Dunkle hinein die Stimme eines Kindes und wird akustisch Zeuge einer Entführung. So beginnt Regisseur Ralf Budde seine Inszenierung von Agatha Christies weltberühmtem Krimi „Mord im Orient-Express“ aus dem Jahr 1934. Die Bühnenfassung von Ken Ludwig existiert erst seit 2017 und ist daher in Deutschland noch nicht so häufig zu sehen gewesen. Dafür sind die Verfilmungen umso bekannter – und die Erwartungen des Publikums entsprechend hoch.

Ein geniales Bühnenbild, tolle Kostüme und Maske und ein sehr gut disponiertes Ensemble sorgen dafür, dass diese Erwartungen sogar noch übertroffen werden. Die Handlung ist den meisten Zuschauern bekannt: Der belgische Detektiv Hercule Poirot (großartig mit französischem Akzent: Christoph Güldenring) befindet sich in Istanbul und wird für seinen nächsten Fall nach London beordert. Mit dem Orient-Express will er die mehrtägige Reise antreten.

Schon vor der Fahrt mit dem Luxuszug aber lernt er merkwürdige Personen kennen. So beispielsweise den Schotten James Arbuthnot (in einer Doppelrolle: Dennis Gottschalk), der mit seiner Geliebten Mary Debenham (Nicole Gurske) irgendetwas im Schilde führt. Auch der zwielichtige Samuel Ratchett (Dennis Gottschalk) fällt durch sein Verhalten auf. Doch kaum hat die Fahrt begonnen, wird er ermordet in seinem Bett aufgefunden. Wer hat ihn umgebracht?

Waren es die adeligen Damen an Bord, die Begleitungen, der Schaffner, der Chef der Zuggesellschaft, das Liebespaar oder doch ein Unbekannter, wie es die Spuren nahelegen? Poirot ermittelt und das Publikum rätselt mit.

Ralf Budde lässt die 1930er Jahre auf der Bühne erlebbar werden. Das tolle Bühnenbild von Jan Bauerdick und Benedikt Ogiolda bekommt sogar Szenenapplaus, als der blaue Orient-Express (als bewegliche Wand) losfährt. Das Interieur des Zuges ist zeitgetreu nachempfunden mit roten Plüschstühlen, elegant gedeckten Tischen und roten, aus Stoff nachgebildeten, Marmorwänden. Letztere sind ein wahrer Kunstgriff der Bühnenbildner. Je nach Licht sind diese Wände transparent und offenbaren die dahinterliegenden Abteile.

So können Poirot und die Ärztin Gräfin Andrenyi (Nina Jestel) die Leiche untersuchen und sind für die Zuschauer trotzdem sichtbar. Ganz zeitgenössisch sind auch die Kostüme von Noëlle-Magali Wörheide und die kunstvollen Masken (Poirots Schnurrbart ist legendär, die Frisuren der Damen sind extravagant) von Elke Quirmbach.

Mit „Mord im Orient-Express“ beweist das TiC einmal mehr, dass es souverän mit verschiedenen Theatergenres umgehen kann. Der historische Krimi ist von der ersten bis zur letzten Minute spannend und optisch sehenswert in Szene gesetzt. Darstellerinnen und Darsteller sind bestens aufgelegt. Ein tolles Stück.