Neue Bücher mit Wuppertaler Wurzeln Heine-Fiktion und Science-Fiction
Wuppertal · Gelesen wird immer. Hier sind vier Tipps für ganz unerschiedliche Texte, deren Autorinnen und Autoren viel mit Wuppertal zu tun haben.
Ulrich Land, der viele Jahre in Wuppertal lebte und heute in Freiburg zu Hause ist, hat mit Heines Strich durch die Rechnung einen, wie er es nennt, „historisch angelehnten Roman“ auf dem Markt. Die reichlich verwickelte Story, die sich kurz vor Heinrich Heines Tod in Paris (und darüber hinaus im Jenseits!) rund um eine nicht autorisierte Familienbiographie-Veröffentlichung entfaltet, bringt etliche echte und einige erfundene Personen ins Spiel. Land formuliert überbordend üppig, fabuliert bunt, lässt Heine im Düsseldorfer Dialekt sprechen (was – wie immer, wenn solcherart Lokalkolorit abgedruckt wird – eher anstrengend als unterhaltsam ist), bringt die eine oder andere Erotik-Facette ins Spiel, und dekliniert sein „Was wäre gewesen, wenn-Spiel“, das als Kriminalroman verstanden werden will, detailreich bis zum offenen Ende durch. Erschienen im KaMeRu-Verlag für 19 Euro.
Auf einer wahren Begebenheit beruht Die nicht erschossene Frau aus der Feder der Wuppertaler Autorin Doris Bender-Diebels. Auf etwa 200 Seiten blendet sie zurück in die Kriegstage im April 1945 in Düsseldorf – und erzählt von den letzten Tagen im Leben der Else Gore. Diese Frau, die es tatsächlich gegeben hat, lebte in Düsseldorf-Oberbilk und half desertierten Soldaten dabei, der Verfolgung zu entkommen. Else Gore wurde allerdings denunziert und musste für ihre Aktionen mit dem Leben bezahlen. Doris Bender-Diebels, die selbst aus Düsseldorf-Bilk stammt, hat historische Fakten zu Else Gore und der „Heeresstreife Kaiser“ aus Gerichtsprozessen zu fiktiven Szenen und Dialogen zusammengefügt. Der Text basiert zum Teil auch auf Zeugenaussagen eines Gerichtsverfahrens, das 1947 stattgefunden hat. Erschienen bei Nova MD für 14 Euro.
Ein (theoretisch) hochbrisantes Thema greift der Wuppertaler Autor und Zahnarzt Andreas Struve in Methusalem – Sterben war gestern auf: Es geht darum, dass scheinbar ein Medikament, mit dem man den Tod besiegen kann, gefunden wurde. Allerdings muss es noch in einer (geheimen) Studie getestet werden. Der Text, der mit vielen Landschaftsschilderungen im US-amerkanischen Westen spielt, erzählt von den lebensbedrohlichen Verwirrungen, mit denen sich die Medikamenten-Testperson, ein arbeitsloser Ranger aus Utah, konfrontiert sieht. Außerdem, so der Autor, „wirft das Buch die Frage nach dem Wert von Ethik und Moral in unserer Zeit auf“. Erschienen im Spica-Verlag für 17,70 Euro.
Zum Schluss weit hinaus in den Weltraum – und in die Zukunft: Ryan Rockwell, hinter dem sich der schon mit zahlreichen Büchern in Erscheinung getretene Wuppertaler Science-Fiction-Autor Robert Rittermann verbirgt, entführt seine Leser in Kallistos Erbe ins Jahr 2098, als die Menschheit unmittelbar vor der planetaren Expansion steht. In einem gewaltigen Raumschiff verlässt der Instandhaltungstechniker Carl Harding die unter politischen Unruhen und Wasserknappheit leidende Erde, um auf dem entlegenen Jupiter-Eismond Kallisto ein neues Leben zu beginnen. Doch auch so weit von zu Hause entfernt, wird die Hauptperson von einem dunklen Familiengeheimnis eingeholt. „Kallistos Erbe“ ist übrigens als bester Independent-Titel Phantastik-Preis „Seraph 2023“ nominiert. Die Verleihung findet am 27. April 2023 im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt. Erschienen im Epubli-Verlag für 17 Euro.